Insel Spiekeroog: Langsam kehren die Touristen zurück

von Redaktion

Spiekeroog – Die Koffer rollen wieder über den Deich: Nach wochenlanger Sperrung wegen der Corona-Pandemie sind die ersten Urlaubsgäste auf die Ostfriesischen Inseln zurückgekehrt. In Geschäften, zum Teil in der Gastronomie und auch auf Fähren gilt Mundschutzpflicht. Die Reederei Norden-Frisia hat bei vielen Fahrten nach Norderney einen Sicherheitsmann an Bord. Sieben Übernachtungen sind für Urlauber Voraussetzung für die Anreise, auch für die anderen Inseln gibt es Beschränkungen.

Mehr als 400 Menschen setzen am Samstag über, zum großen Teil mit Rucksäcken, Koffern und bepackten Bollerwagen. Die wenigen Strandkörbe, die schon stehen, sind am Mittag allesamt belegt. Während die Sonne immer wieder durchbricht, packen dort Spaziergänger ihre Brotzeit aus, Kinder buddeln im Sand und einige wagen sich in die kühle Nordsee vor. Eigentlich wäre der Strand Mitte Mai vollständig aufgebaut, aber auf Spiekeroog steckt man noch mitten in den Saisonvorbereitungen. „Wir wussten ja nicht, wie es weitergeht“, sagt Bürgermeister Matthias Piszczan (CDU). Von der Erlaubnis für Ferienwohnungen sei man überrascht worden.

Anders als auf dem Festland, wo mitunter Parzellen abgesteckt werden, sind am Spiekerooger Strand keine besonderen Maßnahmen geplant. Voraussichtlich werden von den 650 Strandkörben aber nicht alle aufgestellt, um größere Abstände zu ermöglichen. Auf der größeren Insel Norderney denkt man über Laufleitsysteme am Strand nach, auch dort steht der Großteil der Strandkörbe noch nicht. „Die ersten Gäste sind da und erobern sich die Insel langsam zurück“, sagt auf Borkum Göran Sell, Geschäftsführer der Touristik-Gesellschaft der größten Ostfriesischen Insel. „Wenn jetzt Schiffe mit 500 Gästen ankommen, bei über 20 000 Gästebetten, dann ist das noch nicht viel.“ Der verhaltene Start ist Sell zufolge gut. „Weil wir in vielen Bereichen üben müssen: Wie geht’s denn?“ Zu Pfingsten, wenn nach Plänen der niedersächsischen Landesregierung wieder Hotels, Pensionen und Jugendherbergen mit Beschränkungen für Touristen öffnen dürfen, erwarten die Inseln den Ansturm.

„Die Hochsaison wird schwierig. Das kann nur funktionieren, wenn sich die Konsumenten drauf einlassen“, sagt Hauke Voskamp, der im Café der Spiekerooger Bäckerei Backdeck arbeitet. In dieser Woche seien die Gäste aber sehr einsichtig gewesen, hielten sich an die Maskenpflicht, füllten das Kontaktformular aus, mit dem im Ernstfall Infektionen nachverfolgt werden sollen.

Im Restaurant Givtbude klingelt das Telefon beständig – neben Pizzabestellungen auch wieder für Reservierungen. „Es ist ein schleppender Anlauf“, sagt Besitzer Jan Kölschtzky. Er musste Tische reduzieren. Auf dem Weg zum Restaurant sind schwarz-gelbe Markierungen geklebt, Schilder weisen auf die Abstandsregeln hin. „Gerade in der Gastronomie fehlt – und die wird wohl noch lange fehlen – die Leichtigkeit.“

Hört man sich in Inselgeschäften um, ist die Freude über die Rückkehr der Touristen größer als die Angst vor Sars-Cov-2. Aber ob alle Betriebe die Einbußen auffangen können, ist ungewiss. „Ich denke mal, dass wir 2020 vielleicht ein Drittel der Umsätze weniger haben“, sagt Bürgermeister Piszczan. „Immer vorausgesetzt: Sofern es nicht zum nächsten Shutdown kommt.“ Sollte der die Inseln zur Hauptferienzeit im Sommer treffen, müsste eventuell Polizei anrücken, wenn mancher Gast nicht freiwillig abreise. LINDA VOGT

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