Berlin – Die Angst um die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands ist groß – erstreckt sich bisher aber nur bei einer Minderheit schon auf die eigene Lage. Und: Verschwörungstheorien werden zwar abgelehnt, es gibt jedoch eine relativ breite Staatsskepsis. Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer umfassenden Befragung zur aktuellen Stimmungslage in der Corona-Krise, die das Institut für Demoskopie Allensbach im April und Mai durchgeführt hat.
Sorgen um die wirtschaftliche Zukunft
Im Mai sagten 76 Prozent der Befragten, sie machten sich sehr große oder große Sorgen um die deutsche Wirtschaft. 81 Prozent glaubten, dass es in den nächsten Monaten bergab geht. Ähnliche Abstürze in der Stimmungslage habe es in der Vergangenheit zwar nach dem 11. September 2001 oder im Zuge der Finanzkrise 2008 auch schon gegeben, sagte Allensbach-Chefin Renate Köcher. „Aber nie so lang anhaltend.“
Die neue Corona-Spaltung
Noch immer beurteilen 58 Prozent ihre eigene Lage als gut oder sehr gut, das ist praktisch kaum verändert. Dahinter verbirgt sich aber, so Köcher, eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft hinsichtlich ihrer Corona-Betroffenheit. Während es zum Beispiel für öffentlich Bedienstete einfach weitergehe, hätten sozial Schwächere Probleme. Das drückt sich auch in den Zahlen aus. 41 Prozent erwarteten im April, dass sich ihre Lage bald verschlechtern wird; im Mai waren es schon 46 Prozent. Vor allem Selbstständige und Freiberufler sorgen sich. 21 Prozent aller Befragten waren im Mai selbst schon von Betriebsschließungen oder Kurzarbeit betroffen, bei weiteren 17 Prozent war es ein anderes Haushaltsmitglied. Das bedeutet: Auch die konkrete Krisenerfahrung nimmt zu. Nur die Angst, sich mit Corona anzustecken, ist weniger geworden. Das befürchten aktuell nur noch 31 Prozent gegenüber 44 Prozent im Vormonat.
Gute Noten für die Regierung
Die Arbeit der Bundesregierung wird laut der Allensbach-Studie weiterhin von 74 Prozent der Menschen als sehr gut oder gut beurteilt, der Wert ist seit April nur um einen Prozentpunkt gesunken. Anhänger aller Parteien finden das fast im gleichen Maße – außer die der AfD, die der Regierung zu 62 Prozent schlechte Noten geben. Angela Merkel (CDU) und Markus Söder (CSU) wird von 71 beziehungsweise 70 Prozent der Befragten ein sehr gutes Krisenmanagement bescheinigt. Auch Olaf Scholz (SPD) und Jens Spahn (CDU) liegen im Plus-Bereich, während die Arbeit von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) nur bei 44 Prozent und die von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) gar nur bei 32 Prozent auf Zustimmung stößt.
Die Maskenpflicht wird – auch wenn sie manche nervt – von wwei Dritteln akzeptiert. Die Umfrage gibt auch Hinweise für die Nach-Corona-Politik: Es solle mehr Geld in die Schulen und das Gesundheitssystem fließen, finden die meisten (86 Prozent). Und auch der Klimawandel liegt bei den persönlichen Sorgen weiter auf Platz Eins.
Gut ein Viertel Staatsskeptiker
Trotz der guten Noten für die Regierung äußern sich etwa ein Viertel der Befragten skeptisch gegenüber dem Staat. Eine klare Mehrheit von 56 Prozent lehnt Verschwörungstheorien zwar als unbegründet ab, aber 17 Prozent sind unentschieden, was sie angeht. Und 27 Prozent bejahen sogar den Verdacht, dass es bei der Krise in Wirklichkeit um etwas anderes gehe, als Politiker und Medien behaupteten. Von den AfD-Anhängern glauben das 76 Prozent. Ebenfalls 27 Prozent aller Befragten finden, dass man jetzt nicht mehr frei seine Meinung über die Situation sagen dürfe. WERNER KOLHOFF