Stendal – Die dreijährige Maddie aus Großbritannien verschwand aus einer Appartementanlage in Portugal, die fünfjährige Inga in der Nähe von Stendal im Norden Sachsen-Anhalts – nun prüfen Ermittler, ob es einen Zusammenhang zwischen den Fällen der zwei kleinen blonden Mädchen gibt. Die Staatsanwaltschaft Stendal teilte am Freitag mit, im Zusammenhang mit dem Tatverdacht gegen Christian B. im Fall Maddie werde nach Anhaltspunkten für Zusammenhänge zum Fall Inga gesucht. Die Frage sei auch, ob sich daraus ein Anfangsverdacht gegen den Tatverdächtigen ergebe.
Mittwochabend hatten Bundeskriminalamt (BKA) und Staatsanwaltschaft Braunschweig bekannt gegeben, dass der mehrfach vorbestrafte 43 Jahre alte Deutsche im Fall Maddie unter Mordverdacht steht. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft Braunschweig geht davon aus, dass das am 3. Mai 2007 aus einer Appartementanlage im portugiesischen Praia da Luz verschwundene Mädchen tot ist.
Laut „Spiegel“ soll B. in einem Chat über die Entführung und den sexuellen Missbrauch eines Kindes fantasiert haben. Er wolle „etwas Kleines einfangen und tagelang benutzen“, schrieb er laut den Ermittlungsakten im September 2013 in einem Chat an einen Bekannten. Auf dessen Einwand, dass das gefährlich sei, entgegnete B.: „Och, wenn die Beweise hinterher vernichtet werden.“
Unklar ist auch, was mit Inga geschah, als sie am 2. Mai 2015 aus einem Wald bei Stendal scheinbar spurlos verschwand. In den Ortsteil Wilhelmshof hatte sie mit ihrer Familie aus Schönbeck einen Ausflug gemacht. Man wollte Holz für ein Lagerfeuer suchen. Nachdem Inga nicht zurückkehrte, startete eine riesige Suchaktion auf dem gut 3500 Hektar großen Gelände, Hubschrauber wurden eingesetzt, ebenso wie besonders sensible Suchhunde. Inga blieb wie vom Erdboden verschluckt. Umfangreiche Ermittlungen konnten den Fall bislang nicht klären.
Die „Magdeburger Volksstimme“ berichtete am Freitag über Verbindungen des Beschuldigten im Fall Maddie nach Sachsen-Anhalt. Er soll ein Grundstück im Landkreis Börde besessen haben. Dort fanden Beamte den Informationen der Zeitung zufolge im Februar 2016 einen USB-Stick mit Kinderpornografie. Damals hätten Ermittler auch Spuren mit denen im Fall Inga abgeglichen, berichtete die „Volksstimme“. Es hätten sich keine brauchbaren Hinweise ergeben. Die Zeitung berichtet ebenfalls von einem Parkplatzrempler des Mannes auf der A2 bei Helmstedt genau einen Tag vor Ingas Verschwinden am 2. Mai.
Der Ort, an dem Inga verschwand, liegt mit etwa 100 Kilometern in nordöstlicher Richtung abseits der Route. Die Anwältin von Ingas Mutter fordert laut „Volksstimme“ nun neue Ermittlungen. Laut der Zeitung hat der Verdächtige für den 2. Mai 2015 – den Tag von Ingas Verschwinden – kein Alibi. Anwältin Petra Küllmei: „Nur vier Wochen nach Arbeitsbeginn ist die Akte wieder geschlossen worden. Das halte ich für wenig ambitioniert.“
Außerdem prüfen die Ermittler eine weitere Spur. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Samstagsausgabe) berichtet, gehen sie Hinweisen nach, wonach der Tatverdächtige auch für die Entführung des kleinen René Hasee in einem portugiesischen Badeort verantwortlich sein könnte. Der damals Sechsjährige verschwand 1996 an einem Strand an der Algarve, als seine Mutter und ihr Lebensgefährte ihn kurz aus den Augen gelassen hatten. Renés Vater Andreas Hasee sagte, er hoffe, dass er nun bald Gewissheit über das Schicksal seines Sohnes haben werde. Er glaube aber nicht, dass René noch am Leben sei. afp, dpa, cjm