Stockholm – Demenzerkrankungen wie Alzheimer werden mit zunehmender Lebenserwartung immer häufiger. Langfristig sei mit einer Verdreifachung der Erkrankungen zu rechnen, so Oskar Hansson, Oberarzt und Neurologieprofessor an der südschwedischen Universität Lund. Sein Forscherteam hat eine internationale Studie geleitet, die nun einen ganz einfachen Bluttest entwickelt hat, der Alzheimer bereits 20 Jahre vor dem Ausbruch entdecken kann. Lange bevor irgendwelche Symptome vorliegen. Die Studie wurde nun in der angesehenen Fachzeitschrift „Journal of the American Medical Association“ veröffentlicht. „Ich denke, innerhalb von drei Jahren dürften die Bluttests für Allgemeinarztpraxen verfügbar sein“, sagt Hansson. Und: „Ich bin gänzlich davon überzeugt, dass dies auf Sicht die Diagnostik von Alzheimer im Krankenwesen revolutionieren wird und sogar die Erforschung eines Heilmittels vereinfachen wird“, sagt er der führenden schwedischen Tageszeitung „Dagens Nyheter“ am Mittwoch.
Menschen, bei denen frühzeitig Alzheimer entdeckt wird, haben dank unterstützender beziehungsweise bremsender Behandlungsformen eine weitaus höhere Lebenserwartung mit relativ gutem Gedächtnis als bei später Entdeckung der Krankheit. Ein vermutlich den Nobelpreis garantierendes Heilmittel gegen Demenzerkrankungen gibt es derzeit noch nicht, obwohl Forscher in der ganzen Welt auf Hochtouren daran forschen.
Für den neuen Alzheimer-Bluttest haben die Forscher entdeckt, dass das Vorkommen des Proteins „p-tau217“, ein sicherer Marker für Alzheimer ist. Der Gehalt dieses Proteins im Blut steigt deutlich an, noch lange bevor irgendwelche Alzheimer-Symptome auftreten. Deshalb ist es möglich, die Erkrankung schon 20 Jahre vor ihrem Ausbruch zu diagnostizieren und Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. „Wir haben gesehen, dass sich der Gehalt des Proteins schon im Alter von 24 ändert, obwohl die Personen ihre ersten Alzheimersymptome erst mit 44 bekamen“, so Hansson. Das Indikator-Protein „p-tau217“ ist eine Variante eines Proteins, welches die Hirnzellen bei Alzheimer negativ beeinflusst. Es verschlechtert die Gedächtnisfunktionen. Insgesamt nahmen 1402 Versuchspersonen aus Schweden, den USA und Kolumbien an der Studie teil. Kolumbien war besonders interessant, weil es die weltweit größte Verwandtschaftsgruppe mit vererbtem Alzheimer hat. ANDRÉ ANWAR