Kenosha – Schon wieder wühlt Polizeigewalt gegen einen schwarzen Amerikaner die USA auf. In der dritten Nacht in Folge kam es in der Stadt Kenosha zu Ausschreitungen – es wurde scharf geschossen und dabei sei ein Mensch getötet worden, berichtete die „New York Times“ in der Nacht zum Mittwoch unter Berufung auf den Sheriff David Beth. Es werde untersucht, ob dahinter ein Konflikt zwischen Demonstranten und einer Gruppe bewaffneter Männer stehe, die behaupteten, sie würden Geschäfte schützen.
Auslöser der Proteste war ein Vorfall am Sonntag, bei dem Polizisten dem 29-jährigen Afroamerikaner Jacob Blake in Kenosha in den Rücken geschossen hatten. Auf einem Video ist zu sehen, wie der Familienvater zu seinem Auto geht, gefolgt von zwei Polizisten mit gezückten Waffen. Eine der Waffen ist auf seinen Rücken gerichtet. Als Blake die Fahrertür öffnet und sich ins Auto beugt, fallen die Schüsse. Laut dem Anwalt der Familie, Ben Crump, saßen in dem Auto Blakes Kinder im Alter von drei, fünf und acht Jahren.
In den USA sehen viele den Einsatz gegen Blake als das jüngste Beispiel für Rassismus und Polizeigewalt im Land. In Kenosha brannten nach dem Vorfall zwei Nächte in Folge Gebäude und Autos. Der Gouverneur von Wisconsin, der Demokrat Tony Evers, hatte am Dienstag nach den Ausschreitungen den Notstand ausgerufen und eine verstärkte Präsenz der Nationalgarde in der Stadt angeordnet. Trotz einer nächtlichen Ausgangssperre kam es aber auch in der Nacht zu Mittwoch zu chaotischen Szenen.
Blake ist nun von der Hüfte abwärts gelähmt. Einige Kugeln hätten die Wirbelsäule getroffen. „Es wird ein Wunder brauchen, damit er wieder laufen kann“, sagte Anwalt Crumb. Blake haben auch Verletzungen in der Bauch-, Nieren und Leber-Region und ihm seien große Teile des Dickdarms und des Dünndarms entfernt worden, sagte der Anwalt Patrick Salvi.
„Er schoss sieben Mal auf meinen Sohn. Sieben Mal!“, sagte Jacob Blake Senior. Harte Worte kamen von Blakes Schwester Letetra Widman: „Ich bin nicht traurig. Ich bin wütend und erschöpft. Ich habe nicht geweint. Ich habe vor Jahren aufgehört, zu weinen. Ich sehe seit Jahren, wie die Polizei Menschen, die wie ich aussehen, ermordet.“ Sie wolle kein Mitleid: „Ich will Wandel.“
Blakes Mutter forderte mit ergreifenden Worten das Ende von Rassismus in den USA. „Ich wende mich an alle, egal ob weiß, schwarz, japanisch, rot, braun. Niemand ist dem anderen überlegen“, sagte Julia Jackson am Dienstag in Kenosha. Sie sprach sich gegen gewaltsame Proteste aus.