Wohlstand vor Gesundheit

von Redaktion

Die jährliche Umfrage zu den Ängsten der Deutschen bietet heuer so einige Überraschungen

Wiesbaden – Die Deutschen sind Angsthasen – das wird uns zumindest gerne nachgesagt. Auf die Corona-Pandemie reagieren wir aber keineswegs panisch. Im Gegenteil: Die Ergebnisse der Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“ belegen, dass in dieser Ausnahmesituation viele Sorgen eher in den Hintergrund treten. Zum 29. Mal hat die R+V Versicherung rund 2400 Menschen befragt. Wegen ihres Langzeiteffekts gilt die Studie deshalb als kleiner Seismograf der Befindlichkeiten rund um Politik, Wirtschaft, Umwelt, Familie und Gesundheit. . Sorgenkind Donald Trump

Als größtes Problem stufen 53 Prozent der Deutschen die Politik von US-Präsident Donald Trump ein. Die Befragten glauben demnach, dass Trumps Politik die Welt gefährlicher mache. Nach anderen Staatschefs haben die Interviewer allerdings nicht gefragt.

. Kaum Angst vor Erkrankung

Erstaunlich gering ist in diesem von Corona dominierten Jahr die Angst vor einer schweren Erkrankung. Sie liegt bei 32 Prozent (Vorjahr: 35 Prozent). Der Wert gilt auch für Covid-19. Demnach fürchtet sich nur etwa jeder dritte Befragte davor, dass er selbst oder die Menschen in seinem Umfeld sich mit dem Coronavirus infizieren könnten. „Momentan haben wohl viele Menschen das Gefühl, dass sie sich durch das Einhalten der AHA-Regeln vor Corona schützen und dass auch die Regierung so weit alles im Griff hat. Das verhindert offensichtlich eine allgemeine Panik“, erklärt die Leiterin der Umfrage, Brigitte Römstedt. Obwohl viele Paare durch die Ausgangsbeschränkungen oder die Arbeit im Home-Office mehr Zeit als üblich gemeinsam verbracht haben, hat nur jeder zehnte Deutsche Angst davor, dass seine Partnerschaft zerbricht. Das ist das Schlusslicht aller abgefragten Ängste.

. Größte Sorgen vor den wirtschaftlichen Folgen

Einen massiven Einfluss hat die Corona-Krise allerdings auf die wirtschaftlichen Ängste der Deutschen. Die Hälfte der Befragten (51 Prozent) befürchtet steigende Lebenshaltungskosten. Damit ist diese Sorge unter den Top-Ten-Ängsten. Darüber hinaus rechnet knapp jeder zweite Befragte (49 Prozent) mit Kosten für die Steuerzahler durch die neue EU-Schuldenkrise und eine schlechtere Wirtschaftslage. Nur ein Viertel der Interviewten hat bisher jedoch Angst vor eigener Arbeitslosigkeit. „Nach unseren Erkenntnissen haben die Menschen deutlich mehr Angst davor, dass das Virus ihren Wohlstand bedroht als ihre Gesundheit“, resümiert Römstedt. . Innenpolitische Ängste gering

Im Vergleich zu den vergangenen fünf Jahren sind die Sorgen um Zuwanderung stark gesunken. Sie gingen um mehr als zehn Prozentpunkte zurück und liegen auf dem niedrigsten Stand seit dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise im Jahr 2015. Aktuell haben 43 Prozent der Befragten Sorge vor Spannungen infolge des Zuzugs von Ausländern.

. Sorgenkind Umwelt

Immerhin 44 Prozent der Deutschen fürchten, dass Naturkatastrophen zunehmen und uns häufiger Wetterextreme wie Dürre, Hitze oder Starkregen drohen. 42 Prozent fürchten sich davor, dass Nahrungsmittel häufiger mit Schadstoffen belastet sind. sas

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