Stockholm – Königshäuser und ihre Familien verkörpern auf traditionelle Weise die Identität eines Landes – aber sie können auch teuer werden für die Steuerzahler. Schwedens Königshof macht Millionenverluste, seit die vor allem im Sommer sonst so zahlreichen ausländischen Besucher der elf Königsschlösser im Lande wegen der Corona-Pandemie ausgeblieben sind. Ende März wurden sämtliche Schlösser für die Allgemeinheit geschlossen.
Als die Corona-Werte im Juli etwas besser wurden, hatte der Hof nur noch Geld, um vier der elf Schlösser wiederzueröffnen. Das Problem jedoch war: Die Touristen kamen nicht. Die vier schönen Schlösser des Königs blieben relativ leer. Auch die vielen königlichen Parkanlagen seien wegen der finanziellen Krise in ungepflegtem Zustand und müssten dringend saniert werden, heißt es vom Hof.
Während König und Staatschef Carl Gustaf und dessen Familie über den sogenannten „Hofstaat“ über Steuergelder finanziert werden, unterliegen die königlichen Schlösser und ähnliche Anlagen dem sogenannten „Schlossstaat“. Die Finanzierung der königlichen Anlagen ist dabei zu 80 Prozent abhängig von eigenen Einnahmen, etwa durch die Touristen, die sie besucht haben. Um die alten königlichen Schlösser zu unterhalten, bedarf es rund 105 Millionen Kronen (knapp zehn Millionen Euro) an Einnahmen im Jahr. Doch in diesem Jahr rechnet der König nur noch mit 27 Millionen Kronen (rund 2,5 Millionen Euro). Der Hof steckt also tief in den roten Zahlen. „Bislang hatten wir in diesem Jahr 167 000 Besucher in unseren Schlössern. In einem normalen Jahr ohne Corona wären es zu diesem Zeitpunkt 1,5 Millionen Besucher gewesen“, erklärt Staffan Larsson vom Königshof gegenüber dem öffentlich rechtlichen Sender SVT.
Durch Einsparungen, Anstellungsstopp und Umverteilung von Personal habe der Hof es zumindest geschafft, rund 30 Millionen Kronen (2,8 Millionen Euro) einzusparen. Dennoch rechnet Larsson mit mindestens 50 Millionen Kronen (4,7 Millionen Euro) Verlust zum Jahresende.
Die rot-grüne Regierung hat denn auch nach einigem Zögern Mitleid gehabt und schießt nun zumindest 40 Millionen Kronen hinzu. „Hätten wir das nicht bekommen, hätten wir sehr große Probleme bekommen“, so Larsson. Der Königshof zittert aber bereits vor dem kommenden Jahr. „Nun hat man uns gerettet für dieses Jahr, aber im nächsten Jahr wird es eine neue Situation geben. Ich glaube nicht, dass die Touristen dann in größerer Menge zurückkommen“, so Larsson. Auch von den Kreuzfahrtschiffen, die ihre Routen und Besuche etwa von Schlössern bereits jetzt für das kommende Jahr einplanen, habe der Hof keine Anfragen erhalten, klagt Larsson. ANDRÉ ANWAR