Albertslund – Ihre letzten Stunden müssen ein unbeschreiblicher Albtraum gewesen sein: Im August 2017 quält Peter Madsen (49) die attraktive Schwedin Kim Wall (30†) stundenlang, auch sexuell, unter Wasser in seinem U-Boot. Dann ermordet und zerstückelt er die Journalistin, die eigentlich eine Reportage über den prominenten Erfinder, Raketen- und U-Bootbauer schreiben wollte. Kopf, Rumpf, Arme und Beine versenkt Peter Madsen mit angebundenen Gewichten im Meer. Es sollte ein perfekt geplantes Verbrechen werden, doch die Körperteile werden an Land gespült und Madsen wird im August 2018 zu lebenslanger Haft verurteilt. Immer wieder sorgt er seitdem aus der Haft heraus für Aufsehen. Ein weiteres Mal gestern:
Kurz vor halb 11 Uhr brach der Frauenmörder aus dem bei Kopenhagen liegenden Staatsgefängnis Herstedvester in Albertslund aus. Die Polizei bestätigte, dass ihm die Flucht zunächst gelungen sei. Laut der Zeitung „BT“ soll der technisch sehr kenntnisreiche Erfinder Madsen dem Wachpersonal mit einem pistolenartigen Gegenstand und einer selbst gebauten Bombe oder zumindest einer Attrappe gedroht haben. Laut Medienberichten nahm Madsen seine Psychologin als Geisel, drohte sie zu erschießen. Daraufhin öffnete das Sicherheitspersonal das Gefängnistor und Madsen flüchtete. Das Gebiet um das Gebäude wurde dann von der Polizei weiträumig abgesperrt, die Verfolgung aufgenommen.
Doch die Flucht dauerte nur kurz: Um 10.21 Uhr habe die Haftanstalt den Ausbruch gemeldet, um 10.26 Uhr sei er gestoppt worden, so die Polizei. Madsen sei gefasst worden, als er in einen weißen Lieferwagen habe springen wollen. Es deute nichts darauf hin, dass der Fahrer den Ausbrecher gekannt habe.
Eine schwer bewaffnete Sondereinheit umzingelte dann den im Gras sitzenden, an einen Zaun gelehnten Frauenmörder wenige hundert Meter von seinem Gefängnis entfernt. Weil Madsen immer noch mit einer Bombe drohte, lagen die Beamten in Schutzkleidung mit ihren Waffen auf Madsen zielend auf dem Boden um ihn herum. Gegen 13 Uhr gelang der Polizei dann die Festnahme. Die Polizei sagte später, Madsen habe etwas am Körper getragen, das einem Bombengürtel geähnelt habe. Es gebe aber keine Anzeichen dafür, dass dieser wirklich Sprengstoff enthalten habe. Die Leiterin der Haftanstalt Herstedvester, Hanne Høegh Rasmussen, sagte gestern Nachmittag, physisch sei keiner der Angestellten verletzt worden, psychisch sei die Situation für die Betroffenen aber sehr belastend. Viel mehr könne sie noch nicht sagen.
Die dänischen Behörden wollen nun intensiv untersuchen, wie es zu dem aufsehenerregenden Fluchtversuch eines verurteilten Schwerverbrechers kommen konnte. Welche Folgen der Ausbruch für Madsen hat – ob er beispielsweise in eine andere Haftanstalt verlegt wird – ist noch unklar.
Der dänische Justizminister Nick Hækkerup kündigte bereits an, dass es neue Maßnahmen geben werde. „Es versteht sich von selbst, dass lebenslänglich verurteilte Gefangene, die die schlimmsten Verbrechen begangen haben, nicht aus der Haft entkommen können sollten“, wurde er von seinem Ministerium auf Twitter zitiert.
Madsen, laut Gutachten ein „perverser Psychopath“, der die Aufmerksamkeit liebt, machte auch aus dem Gefängnis heraus immer von sich reden. So etwa durch sein eitles Mitwirken an einer kürzlich ausgestrahlten Dokumentation über ihn. Darin gibt Madsen erstmals zu, dass er Kim Wall ermordet hat.
Auch war die Empörung groß, als Madsen im Dezember in der Strafvollzugsanstalt die attraktive Russin Jenny Curpen (39) geheiratet hat. Es wurde gestern auch spekuliert, ob sie ihm vielleicht bei seinem Fluchtplan geholfen haben könnte.