Anschlag auf die Kunst

von Redaktion

Mehrere Objekte auf der berühmten Berliner Museumsinsel wurden gezielt beschädigt

Berlin – Auf der Berliner Museumsinsel sind dutzende Kunstwerke augenscheinlich mutwillig beschädigt worden. Die Berliner Polizei bestätigte am Mittwochmorgen Berichte der „Zeit“ und des Deutschlandfunks. Zu weiteren Details und Motiven wollte sich die Behörde noch nicht äußern. Die Beschädigungen haben sich nach den Medienberichten bereits am 3. Oktober ereignet. Dabei gehe es um 63 Objekte im Pergamonmuseum, dem Neuen Museum, der Alten Nationalgalerie und an anderen Standorten. Sie seien mit einer öligen Flüssigkeit bespritzt worden.

Nach Angaben der „Zeit“ handelt es sich um einen „der umfangreichsten Angriffe auf Kunstwerke und Antiken in der Geschichte Nachkriegsdeutschlands“. Bei den betroffenen Artefakten handelt es sich um ägyptische Sarkophage und Steinskulpturen sowie die Bilderrahmen von Ölgemälden. Für Laien seien einige der Schäden nicht feststellbar, andere wiederum seien klar erkennbar, sagte die Direktorin des Ägyptischen Museums und der Papyrussammlung, Friederike Seyfried.

„Für uns Direktorinnen ist das eine schmerzliche Erfahrung, mit der wir nicht gerechnet haben“, sagte Seyfried. Die Restaurationsarbeiten seien umfangreich, da die Objekte aus sehr verschiedenen Materialien gefertigt seien. „Man kann Öl nicht einfach abwischen.“ Alle Exponate seien mittlerweile auf Schäden untersucht worden, der Gesamtschaden könne aber erst beziffert werden, wenn die Restaurationsarbeiten abgeschlossen seien.

Die Vorfälle sollen sich am Tag der Deutschen Einheit zugetragen haben und bislang nicht öffentlich gemacht worden sein. Ob dieser Tag absichtlich gewählt wurde, war zunächst unklar. Ein Ermittlungsverfahren wegen Sachbeschädigung sei eingeleitet worden. Dem „Tagesspiegel“ zufolge wurden Besucher, die für den 3. Oktober Museumstickets gebucht hatten, vom Landeskriminalamt angeschrieben und dringend um Mithilfe gebeten.

Die Museumsinsel gehört seit 1999 zum Unesco-Weltkulturerbe. Anfang Oktober feierte das Pergamonmuseum seinen 90. Geburtstag. Benannt ist es nach seiner bekanntesten Attraktion, dem Pergamonaltar. Er stammt aus dem 2. Jahrhundert vor Christus und gehörte zur Residenz der mächtigen Könige von Pergamon, die im Westen der heutigen Türkei eine Kulturmetropole nach dem Vorbild Athens schufen.

Als eines der wenigen Museen in Deutschland lockt das Pergamon jährlich mehr als eine Million Menschen an – wenn es komplett geöffnet ist. Die zwischen zwei Spreearmen gelegene Gruppe aus Altem Museum, Bode-Museum, Alter Nationalgalerie, Neuem Museum mit der berühmten ägyptischen Pharaonen-Büste der Nofretete und der James-Simon-Galerie als jüngstem Bau zog zusammen knapp 3,1 Millionen Menschen an.

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