Neandertaler stillten wie heutige Mütter

von Redaktion

Frankfurt/Main – Neandertaler-Mütter haben ihre Kinder wohl ähnlich lange gestillt wie Mütter heute. Das schließen Forscher aus Italien und Frankfurt aus der Analyse von 40 000 bis 70 000 Jahre alten Milchzähnen. Die Ergebnisse weisen laut Goethe-Universität darauf hin, dass spätes Abstillen vermutlich nicht zum Aussterben der Neandertaler beigetragen hat. Die Zähne, die das Forscherteam untersuchte, ähnelten chemisch jenen heutiger Babys – „ein Hinweis darauf, dass die Ernährung und Entwicklung erstaunlich ähnlich verliefen“, so die Hochschule.

Die Forscher widerlegen damit die These, der zufolge die Neandertaler ausgestorben seien, weil die Mütter vergleichsweise lange stillten und die Säuglinge nicht früh genug vielfältige Nährstoffe für eine Höherentwicklung des Gehirns erhielten.

Die Neandertaler-Milchzähne stammen aus Höhlen in Nordostitalien. Die Wissenschaftler betteten die Zähne in Harz ein und schnitten sie in dünnste Schichten. Mithilfe der Massenspektrometrie suchten sie nach Elementen wie Strontium und Kalzium. Deren Verhältnis gibt Hinweise auf die Nahrung: Bei Muttermilch ist das Verhältnis anders als bei Körnern, Gemüse, Fleisch oder Milch. Ähnlich wie bei den Wachstumsringen eines Baumes lagert sich bei Milchzähnen täglich eine Schicht Zahnschmelz ab, sodass jeder Zahn die Lebenstage widerspiegelt.

Wird das Kind gestillt, gibt es mehr Kalzium und weniger Strontium. Mit Beginn des Abstillens sieht man höhere Konzentrationen von Strontium. Den Zeitpunkt konnte man festlegen: auf 3,8 bis 5,3 Monate, je nach Individuum.

Artikel 9 von 11