Weniger Todesfälle durch Herzinfarkte

von Redaktion

Deutscher Herzbericht 2019 mit positiven Trends – Sorge über Folgen steigender Coronazahlen

Frankfurt – Wie steht es um die Herzgesundheit der Deutschen? Dieser Frage gehen Experten im Deutschen Herzbericht 2019 nach, der gestern in Frankfurt vorgestellt worden ist. Auf fast 200 Seiten ziehen darin die Fachgesellschaften für (Kinder-)Kardiologie und Herzchirurgie Bilanz für das Jahr 2018. Herausgeber ist die Deutsche Herzstiftung.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind demnach weiter die häufigste Todesursache in Deutschland – mit jährlich rund 345 000 Menschen. Ganz oben stehen dabei die koronare Herzerkrankung (KHK) und ihre Folgeerkrankungen. Bei einer KHK verengen sich die Versorgungsleitungen des Herzens, die Herzkranzgefäße. Hier gibt es gute Nachrichten: So gab es bei der KHK einen Rückgang um mehr als 1600 Sterbefälle, beim Herzinfarkt um rund 760 Menschen. Insgesamt starben 2018 fast 124 000 an einer KHK, davon rund 46 000 an einem Herzinfarkt.

Eine erfreuliche Entwicklung gab es auch bei der Herzschwäche („Insuffizienz“), eine häufige Folge von KHK und Infarkt. 2018 sind daran 37 700 Menschen gestorben –und damit erneut etwas weniger als 2017 mit ca. 38 200.

Die sinkenden Sterbezahlen bei KHK, Infarkt und Herzschwäche führt Prof. Thomas Voigtländer, Herzspezialist am Cardioangiologischen Centrum Bethanien (CCB) Frankfurt am Main und stv. Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, auf mehrere Faktoren zurück: eine bessere medizinische Versorgung, mehr Präventionsmaßnahmen und ein besseres Wissen der Menschen zu Herzerkrankungen.

Solche Faktoren könnten –zusammen mit demografischen Aspekten – auch die Ursache für regionale Unterschiede sein: So lag die Sterbeziffer beim Herzinfarkt in Schleswig-Holstein mit rund 29 Gestorbenen pro 100 000 Einwohnern am niedrigsten, in Brandenburg mit etwa 72 am höchsten. Bayern lag mit 46,4 im Mittelfeld. Aber auch hier gibt es einen positiven Trend: 2016 lag die Sterbeziffer im Freistaat noch bei 53.

Weniger erfreulich ist die Entwicklung bei Herzklappen-Erkrankungen. So sind 2018 fast 19 800 Menschen an deren Folgen gestorben – rund 1500 mehr als im Vorjahr. Auch Herzrhythmusstörungen führten 2018 häufiger zum Tod. Daran sind etwa 800 mehr Menschen gestorben als 2017 (ca. 30 200).

Auffallend: Insgesamt sterben mehr Frauen (51,7 Prozent) als Männer an Herzkrankheiten. Besonders groß ist dieser Unterschied bei Klappenerkrankungen. Bei den Frauen liegt die Sterbeziffer (Gestorbene pro 100 000 Einwohner) hier um 42,7 Prozent höher als bei den Männern, bei den Rhythmusstörungen um 48,6 Prozent und bei der Herzschwäche gar um 65,5 Prozent. Abgesehen von epidemiologischen Aspekten könnten Unterschiede in Genetik und Anatomie von Herz und Gefäßen ein Grund sein.

Aktuell bereitet Herzexperten vor allem die zuletzt stark gestiegene Zahl der Corona-Infizierten Sorgen – und das, obwohl sie die Kliniken trotz Pandemie für die Notfallversorgung gut gerüstet sehen. Doch: Schon im Frühjahr trauten sich viele Menschen aus Angst vor einer Ansteckung selbst bei akuten Herzbeschwerden nicht mehr in die Kliniken. Daten der Krankenkasse AOK zufolge wurden in diesem ersten „Lockdown“ 42 Prozent weniger Patienten mit dringlichen Herzproblemen behandelt. Die Zahl der stationär behandelten Herzinfarkt-Patienten sank gar um 31 Prozent.

Voigtländer nannte diese Entwicklung „beängstigend“ und warnt: „Wir befürchten, dass das auch jetzt wieder passiert. Das wird nicht so stark ausfallen wie im Frühjahr, aber die Tendenz ist da.“ Dabei habe man in den Kliniken gelernt, Patienten zu schützen. „Das Risiko, sich im Krankenhaus zu infizieren, ist um ein Vielfaches geringer als die Gefahr, nicht behandelt zu werden.“

Denn: Abwarten und hoffen, dass Beschwerden von selbst verschwinden, kann fatale Folgen haben – besonders, wenn die Ursache ein Herzinfarkt ist. Verstopft ein Gerinnsel ein Herzkranzgefäß, zähle jede Minute, warnt Voigtländer. Wird Gewebe zu lange nicht durchblutet, stirbt es ab. Das schwächt das Herz dauerhaft. Ein Infarkt könne auch jederzeit zu Kammerflimmern führen und so zum plötzlichen Herztod. ANDREA EPPNER

MEHR INFOS

zu Herz und Corona gibt es bei der Deutschen Herzstiftung: Tel. 0 69/9 55 12 84 00 oder www.herzstiftung.de.

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