Herzstillstand in der Kita – Mordprozess gegen eine Erzieherin

von Redaktion

Mönchengladbach – Wegen der Corona-Pandemie war die kleine Greta am 21. April in der Notbetreuung ihrer Kita in Viersen am Niederrhein. Eine Stunde und 25 Minuten nach Beginn des Mittagsschlafs gab es Alarm. Sie bekomme das Kind nicht wach, sagte eine Erzieherin. Diese Frau sitzt ab morgen im Landgericht von Mönchengladbach auf der Anklagebank. Der Vorwurf lautet: Mord.

Die 25-Jährige soll laut der Anklage der Dreijährigen den Brustkorb bis zum Atemstillstand zusammengedrückt haben. Auch in weiteren Kitas in der Region, in Krefeld, Kempen und Tönisvorst, soll sie seit August 2017 jeweils ein Kind teils mehrfach attackiert haben, sodass die Kleinen Atemwegsprobleme bekamen und teils leblos waren. Im Prozess verhandelt wird deshalb auch Misshandlung von Schutzbefohlenen in neun Fällen. Das Schwurgericht in Mönchengladbach hat 19 Verhandlungstage bis Anfang März eingeplant, um den aufsehenerregenden Fall zu verhandeln. Nebenkläger sind die Mutter der mutmaßlich ermordeten Greta und zwei der laut Anklage geschädigten Kinder aus Krefeld und Kempen am Niederrhein. Mehr als 20 Zeugen sollen gehört werden. Das Motiv der Angeklagten ist unklar, die Anklage spricht von heimtückischer Tötung.

Da die Angeklagte als Letzte mit Greta zusammen war, begannen bei ihr die Ermittlungen. Und es kam immer mehr zutage: An anderen Arbeitsplätzen der Frau hatte es bei Kleinkindern unerklärliche Fälle von Atemnot oder gar Atemstillstand gegeben. Aber keiner der Träger hatte das zuständige Landesjugendamt informiert, was die entsetzte Öffentlichkeit im Sommer erfuhr.

Auch Landtagsabgeordnete wollten informiert werden. Dem Rechtsausschuss des Düsseldorfer Landtags berichtete das Justizministerium in einer Vorlage ausführlich über die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, wonach die Frau in allen Kitas gescheitert war. Ein Vertrag wurde wegen „fehlender fachlicher Kompetenz und Engagement“ nicht verlängert. In der Kita in Viersen hatte die als empathielos beschriebene Frau gekündigt. Der Arbeitgeber wollte die Anstellung ohnehin beenden.

Dass die Ermittlungen überhaupt in Gang kamen, geht auf eine Anzeige der Kinderklinik zurück, in der Greta starb. Denn die Mediziner fanden keine Erklärung für den plötzlichen Herzstillstand und wurden misstrauisch.

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