Berlin – Tomaten, Möhren und Hülsenfrüchte liegen bei den Deutschen derzeit im Trend. Das geht aus dem jüngsten Bericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) hervor. 104 Kilogramm Gemüse isst der durchschnittliche Verbraucher im Jahr. Immer beliebter werden auch Mineralwasser, Kaffee, Kräuter- und Früchtetees. Die großen Verlierer sind Schweinefleisch und Alkohol, vor allem Bier. Damit habe sich die Ernährungssituation in einigen Punkten verbessert, stellt die DGE fest.
Aber es gibt es auch gegensätzliche Trends. Die Kritik am Fleischkonsum kommt bei den Verbrauchern offenkundig nicht an. Die Verbraucher greifen verstärkt zu Kalb- und Rindfleisch sowie Geflügel. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch liegt mit 60 Kilogramm im Jahr unverändert hoch und deutlich über den Empfehlungen der DGE. Die zehn Ernährungstipps der Gesellschaft sehen einen wöchentlichen Fleischkonsum von 300 bis 600 Gramm vor. Das wären maximal gut 31 Kilogramm Fleisch im Jahr.
Manche gesunde Lebensmittel sind auch auf dem Rückzug, etwa frische Kartoffeln, Getreideerzeugnisse und Obst. „Damit wir das Ziel einer pflanzenbetonten Ernährungsweise erreichen können, muss der Verbrauch von Gemüse noch deutlich steigen und der Verbrauch an tierischen Lebensmitteln stark sinken“, sagt der Wissenschaftler Kurt Gedrich, der den Bericht verfasst hat.
Über die Aussagekraft der Durchschnittswerte lässt sich streiten. Auch bei der Ernährung gibt es eine Spaltung der Gesellschaft. So nimmt auch die Gruppe der Vegetarier zu. Hier kam die DGE bei einer Untersuchung zu einem positiven Ergebnis. Bei Kindern und Jugendlichen zeigen sich demnach bei der Nährstoffversorgung nur geringe Unterschiede zwischen konventioneller Nahrung und vegetarischer oder veganer Kost. Die Versorgung mit den wichtigsten Nährstoffen sei ausreichend, stellt Ute Alexy von der Uni Bonn fest. Auch sei die Zufuhr an Ballaststoffen sehr hoch. Nur beim Vitamin B2, Jod und Calcium sieht die DGE Handlungsbedarf. Die Forscher stellten auch fest, dass die Studienteilnehmer kaum übergewichtig waren und vor allem Veganer seltener zu Süßwaren, Knabberzeug und Fertiggerichten griffen. Dieses Verhalten begründen sie vor allem mit dem hohen Sozialstatus der Teilnehmer.
So sehr eine gute Ernährung die Gesundheit auch fördert, ist sie doch kein Wundermittel gegen Corona. So hat die DGE bei einer guten Versorgung mit Vitamin D positive Wirkungen gegen Atemwegserkrankungen festgestellt. „Schlussfolgerungen für die Prävention von Covid-19 lassen sich aus den Daten derzeit allerdings nicht ableiten“, stellen die Experten fest.
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit befasst sich mit der Sicherheit der Lebensmittel in Deutschland und wertet die Kontrollen der Länder aus. Dabei sind die Behörden in diesem Jahr wieder einmal auf kritische Entwicklungen gestoßen. So fanden die Kontrolleure im Pangasius-Fisch häufig Rückstände von Desinfektionsmitteln. Jede zehnte Probe erwies sich als gesundheitsgefährdend. Auch Aprikosenkerne können zu einer Gefahr für Leib und Leben werden. Acht von zehn untersuchten Kernen überschritten die Grenzwerte für Blausäure, zum Teil um das Hundertfache. WOLFGANG MULKE