Seltene Planetenkonstellation erklärt „Stern von Bethlehem“

von Redaktion

Freiburg – Wer derzeit in den vorweihnachtlichen Abendhimmel schaut, kann ein seltenes Schauspiel beobachten: In diesem Jahr nähern sich Jupiter und Saturn so sehr aneinander an, dass beide Planeten am 21. Dezember zu verschmelzen scheinen und als eine Art heller Doppelstern leuchten. Dies könnte auch eine Erklärung für den „Stern von Bethlehem“ sein, wie er in der Weihnachtsgeschichte beschrieben wird, sagt der Freiburger Astrophysiker Wolfgang Schmidt. Einen solch geringen Abstand von 0,1 Grad, rund ein Fünftel des Vollmonddurchmessers, haben die Planeten erst wieder im Jahr 2080.

Dass diese Konstellation auch im Jahr sieben vor Christus beobachtet werden konnte, hatte bereits der Theologe und Astronom Johannes Kepler (1571–1630) berechnet. Damals hatten sich die beiden Planeten sogar gleich drei Mal in einem Jahr am Firmament angenähert: im Mai, im Oktober und letztendlich im Dezember. Diese dreimalige Konjunktion sei ein noch wesentlich selteneres Ereignis, erläuterte Schmidt, und werde erst wieder im Jahr 2238 zu sehen sein.

Zur Geburt Jesu hatten die Weisen aus dem Morgenland laut biblischer Überlieferung ein besonders helles Licht am Himmel gesehen. „Die Sterndeuter der damaligen Zeit haben dieses Fang-Mich-Spiel der zwei Planeten sicher genau beobachtet und als Zeichen gewertet, dass etwas Besonderes passiert“, ist der Astrophysiker überzeugt.

Noch einen weiteren Effekt am Himmel macht der Experte für Sonnenphysik aus: In der dunklen Wüste hätten die Sterndeuter außerdem noch das Zodiakallicht gesehen, also Sonnenlicht, das durch den interplanetaren Staub reflektiert wird. Das habe dann ausgesehen wie eine Art „kosmische Taschenlampe“ mit Jupiter an der Spitze. Mit bloßen Augen sei dies wegen der Lichtverschmutzung in Europa allerdings nicht zu sehen.

Andere Theorien, wonach die Sterndeuter vor 2000 Jahren eine Sternenexplosion oder einen Kometen sahen, hält er für unwahrscheinlich. Zwar werde der Weihnachtsstern seit dem 14. Jahrhundert in der Kunst meist mit Schweif abgebildet, inspiriert durch den italienischen Maler Giotto di Bondone (1266–1337), der den Halley’schen Kometen gesehen hatte. Dieser sei auch im Jahr 12 vor Christus sichtbar gewesen, damit aber zu früh, erklärte Schmidt. Experten sind sich heute einig, das Jesus nicht im Jahr 0, sondern fünf bis sieben Jahre früher geboren ist.

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