Venedig – Wieder einmal mussten die Menschen in Venedig zu den Gummistiefeln greifen. Unwetter mit starkem Regen und kräftigem Wind hatten die Wassermassen am Dienstag auf die Plätze und in die Gassen der historischen Altstadt dringen lassen. Erst in der Nacht zu Mittwoch fuhren die Behörden das Flutschutz-System „Mose“ hoch. Am Vormittag war das Wasser wieder abgeflossen. Eigentlich sollte die Lagunenstadt gegen „Acqua Alta“ sicher sein. Im Oktober war das viel kritisierte und gleichzeitig lang herbeigesehnte „Mose“-Projekt in Betrieb gegangen. An drei Zuflüssen zur Lagune können knapp 80 gelbe Barrieren aus dem Wasser gefahren werden. Diese sollen das Wasser zurückhalten und die Stadt schützen.
„Mose“ befindet sich immer noch in einer Art Erprobungsphase. Darüber hinaus sorgen Zuständigkeiten innerhalb der Politik für Ärger. Denn die Entscheidung, wann die Fluttore an den drei Zufahrten zur Lagune hochgefahren werden, fällt derzeit nicht die Stadt, sondern die von der Regierung in Rom bestellte Kommissarin Elisabetta Spitz. Das ärgert vor allem Venedigs Bürgermeister, Luigi Brugnaro.
„Heute hat man gesehen, dass die Stadt diese Entscheidung treffen sollte“, sagte er der Zeitung „La Repubblica“. Für den Einsatz von „Mose“ sind zudem die Vorhersagen der für Flutprognosen zuständigen Behörde wichtig. Am Dienstag hatte diese zunächst einen Höchststand von 125 Zentimetern über dem Normalwert prognostiziert. „Mose“ wird derzeit jedoch erst ab einer Vorhersage von 130 Zentimetern aktiviert. Schlussendlich hätten starke Winde aus Richtung Kroatien binnen kurzer Zeit die Wassermassen auf rund 140 Zentimeter anschwellen lassen, erklärte Brugnaro. Zu spät für „Mose“, denn das Anschalten brauche einen Vorlauf von bis zu 48 Stunden. dpa