Das Weihnachtswunder von Monterenzio

von Redaktion

Ex-Soldat findet 75 Jahre nach dem Weltkrieg drei italienische Kinder von damals wieder

Rom/New York – Es ist eine Geschichte, die man sich zu Weihnachten nicht schöner ausdenken könnte: 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat ein ehemaliger US-Soldat, der in Italien 1944 gegen die nationalsozialistischen Truppen gekämpft hatte, drei Kinder von damals wiedergefunden, die er in einem Haus am Apennin fotografiert hatte.

Es ist 1944: Martin Adler kämpft mit seiner Division in Italien gegen die Nazis. Er ist irgendwo zwischen den Apenninbergen der Emilia Romagna und der Toskana unterwegs. Wo genau, das weiß er heute nicht mehr. „Mit einem anderen Soldaten drangen wir in ein Haus am Apennin auf der Suche nach deutschen Soldaten ein und hörten Geräusche aus einem Korb kommen. Wir wollten schon schießen, doch plötzlich tauchte eine Frau auf, die laut ‚Bambini, Bambini‘ (Kinder, Kinder) schrie. In dem Korb waren drei entzückende Kinder versteckt, ein Bub und zwei Mädchen. Zum Glück haben wir nicht geschossen. Ich hätte mir das nie verziehen“, sagte Adler. Stattdessen schenkt er den Kindern Schokolade, bittet die Mutter um ein Erinnerungsfoto. „Dieses Ereignis war ein Lichtblick im Kriegsinferno“, erinnert sich Adler.

Im November 1944 wurde er verletzt und in Neapel ins Spital eingeliefert. Im März 1945 beteiligte er sich dann an der Befreiung Italiens von der NS-Besatzung und kehrte in seine Heimat zurück.

Die Kinder von damals konnte der heute 96-Jährige bis heute nicht vergessen. Schon lange hatte er sich vorgenommen, nach ihnen zu suchen. Unterstützt wurde er bei der Suche von seiner Tochter Rachelle und dem italienischen Schriftsteller Matteo Incerti. Sie veröffentlichen das Bild von damals im Internet und in italienischen Medien: „Vielleicht erkennt sie jemand, vielleicht kann man ihre Kinder finden. Es wäre ein wunderbares Weihnachtsmärchen, wenn wir uns alle wiedertreffen könnten“, so Adler.

Und tatsächlich: Die drei Geschwister Bruno (83), Mafalda (81) und Giuliana Naldi (79) aus Monterenzio erkannten sich auf dem Foto wieder und meldeten sich bei Incerti. Der organisierte einen Videoanruf für den vergangenen Montag zwischen den Geschwistern und Adler. Ein berührendes Wiedersehen für alle – echtes Wiedersehen ist nicht ausgeschlossen.

Und wie Incerti in den sozialen Medien schreibt: „Damals wie heute: Es ist ein Märchen. Eine Fabel des Lebens geboren in der Dunkelheit des Krieges. In diesen dunklen Momenten unserer Zeit haben wir vielleicht alle das Bedürfnis, ein wenig menschliche Wärme und Liebezu finden.“  apa, cjm

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