Las Vegas – Weil sie die Vormundschaft über ihren Bruder hat, musste Tennisstar Steffi Graf jetzt in Las Vegas gegen den 49-Jährigen vor Gericht antreten: Denn Michael Graf wollte nicht mehr von seiner Schwester bevormund(schaft)et werden. Die Entscheidung des traurigen Falles Graf gegen Graf kennen jedoch nur die Beteiligten. Denn Steffi habe unbedingt vermeiden wollen, dass schmutzige Familienwäsche in der Öffentlichkeit gewaschen werde und habe beantragt, alle Dokumente mit den Details zur Anhörung zu versiegeln. Richter William Potter gab ihrem Antrag statt. Der Familienzwist hatte am 23. August begonnen. Michael Graf wurde von der Polizei von Las Vegas wegen „schwerer Sachbeschädigung und Einbruch in ein motorisiertes Vehikel“ verhaftet. Laut Polizeibericht soll der geschiedene Familienvater einen Bekannten mit dem Tode bedroht haben. Danach habe er an dessen Auto die Scheiben eingeschlagen. Schaden: 5000 Dollar. Michael Graf kam gegen eine Kaution auf freien Fuß. Zwei Wochen später alarmierte die Ex-Frau des geschädigten Bekannten die Polizei. Denn Graf war vor ihrem Haus aufgetaucht und hatte zu randalieren begonnen. Als die Cops eintrafen, war die Wut von Steffis zwei Jahre jüngerem Bruder noch nicht verraucht. Die Beamten mussten ihn mit Gummigeschossen und einem Elektroschockgerät überwältigen. Michael Graf landete im Krankenhaus.
Als er wegen seiner ersten Verhaftung am 22. September vor Gericht erscheinen sollte und nicht kam, sprach das Strafgericht einen Haftbefehl wegen Verstoß gegen die Kautionsauflagen aus. Da sprang Steffi ein. Um Michael vor der Untersuchungshaft zu bewahren, beantragte die 51-Jährige, ihren Bruder für unmündig erklären zu lassen und die Vormundschaft für ihn zu übernehmen. Das Gericht gab dem Antrag statt. Michael war seiner Schwester offenbar nicht dankbar dafür. Er legte Einspruch ein. Michaels 25-jähriger Sohn bot sich an, die Vormundschaft anstelle seiner Tante weiterzuführen. Eigentlich hätten sich Bruder und Schwester im Gerichtssaal gegenübersitzen müssen. Doch wegen Corona finden Verhandlungen nur noch per Videokonferenz statt. Es dauerte bis vergangenen Freitag, bis das Gericht einen Akteneintrag zum Fall veröffentlichte. Aber da gab es keine Details. Nur die Information, dass die Entscheidung des Gerichts „aufgrund des Antrags einer Seite, alle Anhänge und Beweisstücke zu versiegeln“, der Öffentlichkeit vorenthalten wird. DIERK SINDERMAN