Pompeji – Schnell mal ein halbes Hendl in der Mittagspause oder eine flotte Fischsemmel auf die Hand – das liebt der Bayer in der Biergartensaison oder auf der Wiesn. Aber wirklich neu ist das nicht – auch die alten Römer vor 2000 Jahren haben so was schon genossen! Das beweist jetzt ein Sensationsfund in Pompeji. Dort haben Wissenschaftler einen Imbissstand der alten Römer ausgegraben, der beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 nach Christus wie der Rest der antiken Stadt von Lava, Asche und Bimsstein begraben wurde. Am Wochenende präsentierten die Forscher ein außergewöhnlich gut erhaltenes antikes Straßenrestaurant mit farbenfrohen Fresken. „Die Analysemöglichkeiten sind außergewöhnlich, weil erstmals auch die gesamte Umgebung ausgegraben wurde“, sagte der Leiter der Ausgrabungen in Pompeji, Massimo Osanna. Der Fund erlaubt einen dramatischen Blick in die letzten Momente Pompejis. „Das Lokal scheint hastig geschlossen und von seinen Besitzern verlassen worden zu sein“, sagte Osanna. Auch die Überreste eines Mannes wurden gefunden – er wurde offenbar von den heißen Vulkandämpfen getötet, als er noch den Deckel von einem der Töpfe hielt. Möglicherweise war es ein Dieb auf der Flucht vor dem Vulkanausbruch – oder der Imbissbesitzer. Außerdem lässt die Ausgrabung Rückschlüsse auf die Essgewohnheiten zu, denn die Forscher fanden noch Abdrücke von Speisen. In den Tontöpfen lagen Entenknochen und Reste von Schweinen, Ziegen, Fischen und Schnecken, die möglicherweise zusammen gekocht worden waren. Ein deftiger Eintopf also. Fast-Food-Läden hießen in der Antike Thermopolia (griechisch „thermos“ für heiß und „poleo“ für verkaufen), allein in Pompeji gab es mindestens 80. Und auch die Kundschaft war ähnlich bunt wie heutzutage, das zeigt ein Detail an der Theke. Dort ritzte ein Witzbold einen Spruch ein: „Nicias, schamloser Scheißer“ (Nicia cinaede cacator) steht dort. Da die Abbildungen auf der Theke mit den gefundenen Knochen übereinstimmen, gehen die Forscher davon aus, dass sie eine Speisekarte waren. Es gab Ente und Huhn, Oliven und weitere Snacks. Der Tresen war schon 2019 in Teilen ausgegraben worden. Die Ausgrabungsstätte gehört zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Italien. kh, dpa, afp