Stuttgart – Lange hat die Polizei nach den Ausschreitungen der Stuttgarter Krawallnacht nicht gebraucht, um dem damals 16-Jährigen auf die Spur zu kommen. Die Scherben lagen noch verteilt in der Fußgängerzone, da klickten bei dem Jugendlichen die Handschellen. Er soll in jener aufgeheizten Juni-Nacht unter anderem einen am Boden liegenden und bereits bewusstlosen Studenten gegen den Kopf getreten haben. Gezielt, wie die Staatsanwaltschaft betont. Sie hat den jungen Mann im Kapuzenpullover, der am Mittwoch auf der Anklagebank des Landgerichts regungslos ausharrt, wegen versuchten Totschlags angeklagt. Auch sein damaliger 19 Jahre alter Begleiter muss sich verantworten.
Rückblick auf eine Nacht, die in Stuttgart ihre Spuren hinterlassen hat. Nach einer Drogenkontrolle am späten 20. Juni entzündet sich der Funke, bei den anschließenden Auseinandersetzungen randalieren Dutzende vor allem junge Männer in der Stuttgarter Innenstadt. Sie werden angefeuert und begleitet von einer Masse Schaulustiger.
Polizisten werden bedroht, beworfen, getreten und verletzt, Schaufenster zerstört und Geschäfte geplündert. Die Vorfälle sorgten weit über Stuttgart hinaus für Schlagzeilen und hitzige Debatten. Das damals 24-jährige Opfer der beiden jungen Angeklagten hatte sich gegen die Randalierer gestellt und sie aufgefordert, keine Flaschen mehr zu werfen, so eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Der heute 17-jährige Deutsche aus Geislingen/Steige trat den am Boden liegenden und nach einem Fausthieb bereits bewusstlosen Mann demnach gezielt gegen den Kopf; der in Esslingen wohnende ältere der beiden Angeklagten habe dies gebilligt. Das Opfer erlitt bei dem Angriff eine Gehirnerschütterung, Prellungen und Schürfwunden.
Die Tat wird hinter verschlossenen Türen verhandelt. Vor allem der jüngere Angeklagte müsse wegen seines jugendlichen Alters geschützt werden, so Richter Christian Klotz. Ein Urteil will die Kammer bis Anfang März verkünden. dpa