Wuhan – Das internationale Team von Experten, das im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach dem Ursprung des Coronavirus forschen soll, nimmt in China seine konkrete Arbeit auf. Ihre 14-tägige Quarantäne in einem Hotel in der zentralchinesischen Metropole Wuhan endete am Donnerstag. Das Team werde am Freitag seine Ermittlungen aufnehmen, berichtete das chinesische Staatsfernsehen.
Die 13 Experten wollen herausfinden, wo das neue Sars-CoV-2-Virus erstmals aufgetreten ist – und wo es herkommt. Wegen genetischer Ähnlichkeiten wird vermutet, dass es ursprünglich von Fledermäusen stammt und möglicherweise über ein anderes Tier als Zwischenwirt auf den Menschen übergesprungen ist. Es gab aber auch Spekulationen, ob das Virus aus einem Labor entwichen sei. Dies hat China zurückgewiesen.
Das WHO-Team will Interviews machen und Krankenhäuser sowie den Markt besuchen, wo Anfang Dezember 2019 weltweit zum ersten Mal Infektionen entdeckt worden waren. Spuren des Virus wurden besonders bei den Ständen der Wildtierhändler gefunden. Allerdings gab es auch Ansteckungen, die nicht auf den Markt zurückgeführt werden konnten.
Die Suche nach der Herkunft des Virus gilt als politisch heikel, weil China fürchtet, als Schuldiger für die Pandemie angeprangert zu werden. Nach offiziellen Statistiken haben sich weltweit mehr als 100 Millionen Menschen infiziert. Mehr als zwei Millionen sind demnach an den Folgen der Atemwegserkrankung Covid-19 gestorben.
Seit Monaten streut die chinesische Propaganda aber schon Zweifel, ob das Virus überhaupt aus China stammt. Es wird auf unbestätigte Berichte verwiesen, dass es mögliche Infektionen schon vorher in anderen Ländern gegeben haben könnte. So müssten die WHO-Experten auch in andere Länder reisen, forderte ein Außenamtssprecher.
Chinas Behörden und Staatsmedien verbreiten zunehmend die These, dass das Virus über gefrorene Lebensmittel nach China eingeschleppt worden sein könnte. Es wird immer wieder auf festgestellte Viruspuren auf importierten Tiefkühlwaren verwiesen. Doch ist unter Wissenschaftlern strittig, ob diese Spuren für eine Infektion ausreichen.
Die erst nach einem langen Tauziehen ermöglichte WHO-Untersuchung wird gemeinsam mit der chinesische Seite vorgenommen. China hat das Virus heute weitgehend im Griff und verzeichnet nur noch vereinzelt lokal begrenzte Ausbrüche. Mit Ausgangssperren, Massentests und Kontaktverfolgung wird dort auf jeden kleineren Ausbruch reagiert. dpa