Reemtsma-Entführer nach Geldtransport-Überfällen verhaftet

von Redaktion

Köln/Amsterdam – Ein kriminelles Genie, ein „Mastermind“ wurde Thomas Drach immer wieder genannt. Die Polizei war nun allerdings schlauer. Die Ermittler hatten den verurteilten Reemtsma-Entführer bereits seit langer Zeit im Visier – und verhafteten den heute 60-Jährigen am Dienstagmorgen in Amsterdam. Er soll an drei spektakulären Raubüberfällen auf Geldtransporter in Köln und Frankfurt am Main beteiligt gewesen sein.

Drach habe sich widerstandslos festnehmen lassen und sitze nun in Auslieferungshaft, meldete der „Spiegel“. Laut „Bild“ sucht die Polizei noch nach zwei Komplizen. Für Drach ist es nach acht Jahren eine Rückkehr hinter Gitter. Sollte er schuldig gesprochen werden, wird er dort vermutlich den Rest seines Lebens verbringen.

Er schrammte nach der Entführung des Millionenerben Jan Philipp Reemtsma und einer späteren Erpressung seines Bruders aus dem Knast heraus bereits kurz an der Sicherungsverwahrung vorbei. Thomas Drach, gebürtig aus Erftstadt, brachte die Fahnder bei einem Überfall am nahen Flughafen Köln/Bonn auf seine Spur. Im März 2019 soll er dort mit Komplizen einen Geldtransporter überfallen haben. Ein Augenzeuge filmte den offensichtlich höchst professionell vorbereiteten Coup.

Drach steckte hinter einer der spektakulärsten Entführungen in Deutschland: Am 25. März 1996 wurde Jan Philipp Reemtsma, Publizist und Millionenerbe, vor seinem Haus in Hamburg gekidnappt und in ein Kellerverlies verschleppt, wo er festgekettet 33 Tage lang bis zu seiner Freilassung aushalten musste. Auf dem Grundstück hinterließen die Entführer einen mit einer Handgranate beschwerten Brief mit der Lösegeldforderung von 20 Millionen D-Mark. Nach zwei gescheiterten Lösegeldübergaben erhöhten die Entführer ihre Forderung auf 30 Millionen Mark. Die von Reemtsmas Familie an die Entführer übergebene Summe von 15 Millionen Mark und 12,5 Millionen Schweizer Franken ist bis heute das höchste Lösegeld, das je in Deutschland bezahlt wurde. 1998 wurde der Drahtzieher der Entführer, Thomas Drach, in Argentinien gefasst und Ende 2000 in Hamburg zu vierzehneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Jan Philipp Reemtsma verarbeitete die traumatischen Erlebnisse seiner Entführung in dem 1997 erschienenen Buch „Im Keller“.

Der notorische Schwerverbrecher Drach galt in Polizeiund Sicherheitskreisen auch nach seiner Haftentlassung 2013 als brandgefährlich. Fast die Hälfte seines Lebens hat er im Gefängnis verbracht und dort stets alle Angebote zur Resozialisierung ausgeschlagen.  dpa,mm

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