Kein Babyboom nach dem Lockdown

von Redaktion

Nur leichte Steigerung in Deutschland – In Spanien Geburten auf historischem Tiefststand

Wiesbaden – Zeit genug wäre ja gewesen – aber: Der von manchen prophezeite Baby-boom im Corona-Lockdown ist bisher offenbar ausgeblieben. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Freitag deuten die ersten gemeldeten Zahlen nicht darauf hin, dass es spürbare Auswirkungen des ersten Lockdowns auf die Geburtenzahl in Deutschland gegeben habe.

Nach bisherigen noch nicht vollständigen Meldungen sind demnach rund 182 000 Kinder in den Monaten Dezember 2020 bis Februar 2021 geboren und damit während des ersten Lockdowns gezeugt worden. Diese Zahl sei zwar um 0,8 Prozent höher als in den entsprechenden Vorjahresmonaten, allerdings bewege sich diese Veränderung im Bereich der üblichen Schwankungen monatlicher Geburtenzahlen.

In Westdeutschland ist die Geburtenzahl den Angaben zufolge um 1,7 Prozent gestiegen, in Ostdeutschland (einschließlich Berlin) dagegen um 3,8 Prozent gesunken. Dabei seien aber noch nicht alle Meldungen in den Statistischen Landesämtern eingegangen, wie das Bundesamt betonte.

Anders als in Deutschland deuteten erste Geburtenzahlen in Spanien, Frankreich und Österreich sogar auf einen zum Teil deutlichen Rückgang hin, so das Amt weiter: Für Spanien ergeben die aktuellen Schätzungen für die Geburtenzahl im Dezember 2020 demnach den historisch niedrigsten Monatswert; im Januar 2021 sei die Geburtenzahl um 20 Prozent im Vergleich zu Januar 2020 gesunken.

Nach vorläufigen Ergebnissen hat die Zahl der Geburten in Frankreich im Dezember 2020 und im Januar 2021 das jeweilige monatliche Minimum seit der Nachkriegszeit erreicht. Auch in Österreich sei die Geburtenzahl im Dezember 2020 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zurückgegangen. In Norwegen, in Schweden und in den Niederlanden seien im Dezember 2020 etwa gleich viele Kinder geboren worden wie im Dezember 2019.

Das Statistische Bundesamt weist darauf hin, dass viele Statistische Ämter die monatlichen Geburtenzahlen ab Dezember 2020 erst zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlichen. Daher sei es für ein umfassendes Bild zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Geburtenentwicklung in Europa noch zu früh. Die aktuellen Zahlen seien „jedoch eine erste Datengrundlage für eine Bewertung von Pandemie-Effekten“.

Ob gemeinsam im Lockdown oder in einer Fernbeziehung – ein Jahr Pandemie hat auch in den Paarbeziehungen Spuren hinterlassen. Die Hälfte der Paare hat mehr Zeit miteinander verbracht als vor Corona.

Aber nicht alle sind glücklich über die „Paarantäne“: Für mehr als jeden vierten vergebenen Mann (27 Prozent) war das mehr Zeit als ihm lieb ist. Umgekehrt sagt das nur jede fünfte Frau (20 Prozent). Das ergab eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Innofact.

44 Prozent der Paare gaben in der Umfrage für das Dating-Portal „Parship“ an, dass sie die Pandemie zusammengeschweißt hat. Aber die gemeinsamen Stunden können auch an den Nerven zerren. Für knapp ein Viertel der Befragten wurde diese Zeit zur Belastungsprobe für die Beziehung (23 Prozent) und 22 Prozent der Paare haben sich öfter gestritten als üblich. Besonders bei jüngeren Paaren hat die Pandemie für mehr Beziehungsprobleme gesorgt (18-29 Jahre: 34 Prozent).

Im Vergleich: Nur bei zwölf Prozent der Paare über 50 Jahre hat die Corona-Pandemie für einen Anstieg der Probleme in der Partnerschaft geführt. Aber auch kaum zu mehr Sex. Das traf nur für 8 Prozent zu. Ganz anders bei den 18- bis 28-Jährigen: Da gaben 40 Prozent an, die gemeinsame Zeit für mehr Sex genutzt zu haben.

Die Scheidungszahlen für 2020 sind bisher für Deutschland nicht erfasst. Wahrscheinlich dürften mögliche Auswirkungen auch erst in diesem oder dem kommenden spürbar sein. In den USA allerdings hat die Scheidungsrate innerhalb eines Jahres um mehr als ein Drittel zugenommen. Der Familientherapeut Mark Mayfield aus Colorado Springs sagt, ein Grund dafür seien die enormen psychischen Belastungen durch das Virus. Wer diese nicht unter Kontrolle bekomme, erlebe oft „eine Explosion zu Hause“.

Vor allem Ehepaare, die sich vor weniger als fünf Jahren das Jawort gaben, ziehen die Reißleine, stellt der Online-Dienst „LegalTemplates“ fest. Das deute darauf hin, dass frisch verheiratete Paare „weniger gut auf die Stressfaktoren der Pandemie vorbereitet sind als reifere Paare“. Betroffen sind auch mehr Familien mit Kindern als 2019. Allein in den ersten Wochen des Lockdowns von Mitte Februar bis Mitte April 2020 stieg die Scheidungsquote um 57 Prozent.  dpa/kna

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