Berlin/Barcelona – Können trotz Corona, aber mit strengen Auflagen, Konzerte sicher veranstaltet werden? Dieser gehen Frage gehen aktuell Wissenschaftler bei mehreren Testläufen nach. In der Bundeshauptstadt kamen am Samstagabend zu einer ausverkauften Pilotveranstaltung auf dem Holzmarkt-Gelände laut Veranstalter rund 70 Besucher, die sich vorher online anmelden, Schnelltests absolvieren und eine Maske tragen mussten. In Barcelona feierten am gleichen Abend sogar 5000 Fans in der für bis zu 24 000 Gäste ausgelegten Mehrzweckhalle Palau de Sant Jordi.
Allerdings gab es noch während des Testlaufs in Berlin einen Dämpfer: Wegen steigender Corona-Infektionen werden künftige Modellprojekte für Kultur- oder Sportveranstaltungen mit Zuschauern in Berlin wieder gestoppt. Das kündigte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Samstagabend nach einer Senatssitzung an. Bisherige Projekte wie das Konzert in der Berliner Philharmonie mit 1000 Besuchern oder ein Theaterabend im Berliner Ensemble vor einer Woche seien zwar sehr erfolgreich umgesetzt worden. Im Moment sei man aber in einer Situation, „wo man das nicht nahtlos weiterführen kann.“
Die Pilotprojekte hatten nach monatelanger Zwangspause weit über Berlin hinaus vor allem dem Kulturbetrieb Hoffnung gegeben. Gezeigt werden sollte, dass auch in der Pandemie sichere Veranstaltungen möglich sind. Museen und Galerien in Berlin, darunter die berühmte Museumsinsel, sollen weiter offen bleiben. Besucher müssen aber künftig einen negativen Corona-Schnelltest vorweisen.
Mit einem ähnlichen Konzept, nur wesentlich größer wurde am Wochenende auch in Barcelona getestet, ob Großveranstaltungen möglich sind, ohne dass es zu vielen Neuinfektionen kommt. 5000 begeisterte Zuschauer tanzten am Samstagabend ohne Abstandsregeln bei einem Konzert der spanischen Indie-Popband Love of Lesbians. Die Veranstaltung war von den Gesundheitsbehörden ausdrücklich erlaubt. „Willkommen zu einem der bewegendsten Konzerte unseres Lebens“, begrüßte der Sänger von Love of Lesbians, Santi Balmes, die Menschenmenge.
Für die Fans war der Abend ein voller Erfolg. „Es war super, eigentlich noch besser als vor Corona, weil alle Leute so unglaublich glücklich und ausgelassen waren, weil sie endlich mal wieder in einem Konzert sein konnten. Viele tanzten und haben unter der Maske mitgesungen“, erzählte Fan Rubén Casado.
Vor und während des Konzerts galten strenge Schutzmaßnahmen, die von einem Ärzteteam überwacht wurden. Alle Zuschauer mussten am Tag des Konzerts in einem von drei speziellen Testzentren einen Schnelltest machen. Nur 6 der 5000 Tests seien positiv ausgefallen, schrieb die Zeitung „La Vanguardia“. Eingelassen wurden nur Besucher im Alter zwischen 18 und 65 Jahren, die ihr negatives Testergebnis auf ihrem Smartphone gespeichert hatten. Zudem mussten die Zuschauer einwilligen, dass ihre Daten mit denen der Gesundheitsbehörden abgeglichen werden.
Beim Eintritt in den Palau wurden die Körpertemperatur gemessen und FFP2-Masken verteilt, die während des Konzerts zu tragen waren. Für den Zuschauerbereich, der in drei Zonen unterteilt war, gab es je eigene Eingänge, Barbereiche und Sanitäranlagen. Die Zuschauer durften nicht von ihrer Zone in eine andere wechseln. Für eine besonders starke Belüftung sei gesorgt worden, betonten die Veranstalter. „Echt überraschend, wie total gut das alles organisiert war“, sagte Rubén Casado.
Die Corona-Lage ist in Spanien zurzeit relativ stabil. Für Katalonien gab das Gesundheitsministerium in Madrid die Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen am Freitag mit gut 88 an. In Deutschland stieg dieser Wert am Sonntag auf 130, in Berlin auf 140.