Operation „Himmelspalast“

von Redaktion

China startet wohl kommende Woche mit dem Bau einer eigenen Raumstation

Peking – Mit dem Bau einer eigenen Raumstation beginnt China das bisher größte Vorhaben seines ehrgeizigen Weltraumprogramms. In den nächsten Wochen sind dafür drei Raumflüge vorgesehen. Zuerst soll das Kernmodul „Tianhe“ (Himmlische Harmonie) an Bord einer Rakete vom Typ „Langer Marsch 5B“ vom Raumfahrtbahnhof Wenchang auf der Insel Hainan in Südchina ins Weltall gebracht werden. US-Experten rechnen am nächsten Donnerstag mit dem Start, doch ist der Termin offiziell noch unbestätigt. „Um 2022 herum“ soll die Raumstation fertig sein.

Wenn die veraltete internationale Raumstation ISS in den kommenden Jahren ihren Dienst einstellen wird, wäre China danach die einzige Nation, die einen Außenposten im All betreibt. „Tianhe“ ist 16,6 Meter lang mit einem Durchmesser von 4,2 Metern. Das Kernmodul sorgt für Strom und Antrieb, bietet Unterkünfte für drei Astronauten, die bis zu sechs Monate an Bord bleiben können. Zwei weitere Teile für wissenschaftliche Experimente werden T-förmig angebaut.

Kurz nach dem Start des chinesischen Kernmoduls könnte im Mai das Cargo-Raumschiff „Tianzhou 2“ mit Treibstoff und Versorgungsgütern folgen. Auch bereiten sich drei Astronauten vor, an Bord von „Shenzhou 12“ möglicherweise im Juni zu „Tianhe“ zu fliegen. Die Bauphase erfordert einen dichten Flugplan: Insgesamt sind elf Flüge geplant – drei Flüge mit Modulen, vier Frachtmissionen und vier bemannte Raumflüge, wie das chinesische Raumfahrtprogramm mitteilte. Mit seinen beiden vorherigen Raumlaboren „Tiangong 1“ und „Tiangong 2“ hat sich die junge Raumfahrtnation an das komplexe Vorhaben herangearbeitet.

Es werde eine große Herausforderung, so der australische Experte Morris Jones. „Eine Raumstation muss in der Lage sein, menschliches Leben über längere Zeit zu unterstützen. Das erfordert hoch verlässliche Systeme.“ Auf Betreiben der USA war China von dem Gemeinschaftsprojekt der ISS mit den Russen und Europäern ausgeschlossen worden. „Wenn sie Zugang zu einer Raumstation haben wollen, müssen sie schon selber eine bauen“, sagte Jones.

Während Russland und die USA diskutieren, was mit der ISS geschehen soll, denken beide an eigene, neue Außenposten im All. Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos hätte gerne 2030 eine eigene Station in einer Erdumlaufbahn, während die Nasa den Mond im Blick hat. Die Gateway (Tor) genannte US-Station soll den Erdtrabanten umrunden und Unterstützung für eine „langfristige Rückkehr von Menschen auf die Oberfläche des Mondes“ sowie eine Basis für die Erkundung des tieferen Weltraums bieten. Frühestens 2024 könnten erste Komponenten ins All gebracht werden, heißt es von der Nasa. ANDREAS LANDWEHR

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