Washington – Nachdem in den USA der Hype um Pokemon-Sammelkarten aus dem Ruder gelaufen ist, hat der Einzelhandelsriese „Target“ den Verkauf dieser und anderer Sammelkarten ausgesetzt. „Die Sicherheit unserer Gäste und unserer Belegschaft ist unsere oberste Priorität“, begründete die Kette, die mehr als 1800 Kaufhäuser in den USA betreibt, jetzt ihre Entscheidung. Außer den Pokemon-Karten werden auch die Sammelkarten der US-Basketball-, Football- und Baseballverbände NBA, NFL und MLB nicht mehr in den „Target“-Geschäften verkauft. Nähere Gründe nannte die Kaufhauskette nicht.
US-Medien zufolge zog „Target“ wahrscheinlich die Konsequenzen aus einem Vorfall vergangene Woche. Im Bundesstaat Wisconsin hatten vier Männer einen 35-jährigen „Target-Kunden“ auf dem Kundenparkplatz angegriffen, um ihm seine Sammelkarten abzunehmen. Der 35-Jährige zog schließlich eine Waffe, um die Angreifer in die Flucht zu schlagen, gab aber keinen Schuss ab. Letzten Monat wurden in einem Kartengeschäft in Brunswick, Maine, Sport-Tauschkarten im Wert von 20 000 US-Dollar gestohlen.
Auch eine Filiale der US-Handelskette „Walmart“ hat mehreren Zeitungsberichten zufolge alle Sammelkarten aus dem Sortiment genommen. Wie Nutzer auf Facebook teilten, begründet das Geschäft die Entscheidung mit „unangemessenem Kundenverhalten und erhöhter Nachfrage“.
Sammelkarten der japanischen Computerspiel-Figuren von Pokemon gibt es bereits seit 1996. Nach Angaben von Branchenkennern haben die Karten in Zeiten der Corona-Pandemie wieder an Popularität gewonnen, weil viele Menschen zu Hause bleiben und auf zahlreiche Freizeitaktivitäten verzichten müssen. Für seltene Pokemon-Karten wie Pokemon Fireball werden Preise von bis zu 300 000 Dollar (248 000 Euro) bezahlt.
Eine Pokemon-Sammelkartenbox aus dem Jahr 1999 war im Februar für 666 000 Dollar versteigert worden. Auch Social-Media-Stars wie der Youtuber Logan Paul heizen den Hype um die Sammelkarten an. Der 26-Jährige hatte in einem Video damit geprahlt, dass er schon fast zwei Millionen Dollar für die Karten ausgegeben habe.
Wegen des Ansturms hatte „Target“ den Verkauf im April schon limitiert und auf täglich eine Packung Pokemon-Sammelkarten pro Kunden begrenzt. Nun sind sie bei Target nur noch online erhältlich. afp