Ottawa – Sie galten jahrzehntelang als verschwunden – nun wurden sie gefunden: Auf dem Grundstück eines ehemaligen Internats haben Spezialisten die Überreste von 215 Kindern kanadischer Ureinwohner entdeckt. Bei der Suche nahe der Stadt Kamloops im Westen Kanadas seien Radargeräte eingesetzt worden, sagte Rosanne Casimir, Leiterin der dort lebenden indigenen Gruppe. Einige der Jungen und Mädchen wurden laut Casimir nur drei Jahre alt. Woran sie starben, sei noch unklar. Die Einrichtung ist eine frühere Residential School – eine Art Umerziehungscamp für Ureinwohner-Kinder.
Es handelt sich um eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte Kanadas: Über Jahrzehnte riss die Regierung Tausende Söhne und Töchter aus ihren Familien und steckte sie in Internate. Dort sollten sie ihre Kultur vergessen – Feste, Lieder, Sprache, Religion – und die Traditionen der europäischen Einwanderer erlernen. Gewalt und sexueller Missbrauch waren an der Tagesordnung. Die Schule bei Kamloops war die größte in Kanada. Sie wurde von 1890 bis 1978 betrieben, zunächst von der katholischen Kirche, später von der Regierung. Bis zu 500 Jungen und Mädchen lebten dort – unter schlimmen Bedingungen.