Gefährlicher Wettkampf am Himmel

von Redaktion

Tausende Satelliten werden ins All geschossen – „Kollisionen unausweichlich“ – Kontrolle über das Internet

Peking – Im globalen Rennen um ein satellitengestütztes Internet will sich nun auch China als großer Mitspieler etablieren. Bisher sind vor allem die Firma SpaceX des Tesla-Gründers Elon Musk mit seinem Projekt „Starlink“ sowie die Londoner Firma OneWeb und der Amazon-Konzern mit ähnlichen Projekten präsent. Jetzt macht auch China Tempo mit dem Aufbau eines eigenen Meganetzes von Satelliten. Nach den bisher bekannten Plänen sollen mehr als 20 000 chinesische Satelliten in Umlaufbahnen gebracht werden.

Mit den vielen Zehntausend weiteren Satelliten, die SpaceX, OneWeb und Amazon für ihre Internetdienste ins All schicken wollen, wird es eng im Erdumfeld. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, gilt als Motto. Von Landnahme in Wild-West-Manier ist bei Kritikern die Rede. „Das ist offensichtlich genau jetzt die Lage“, warnt der Raumfahrtexperte Jonathan McDowell vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts. Er sieht Gefahren für die Raumfahrt durch den ohnehin schon mit Weltraummüll vollen und nun noch zusätzlich gefüllten Erdorbit. „Ich denke, eine größere Kollision ist an einem Punkt unausweichlich“, sagt der Astrophysiker. Er schlägt vor, ein Aufsichtsorgan zur Kontrolle des internationalen Verkehrs im Weltraum zu schaffen, um die Risiken zu mindern. Auch müsse die Zahl der Satelliten in bestimmten Höhen begrenzt werden, um einer Überbelegung vorzubeugen.

Ein Problem kann demnach auch die Lichtverschmutzung durch die Reflexion des Sonnenlichts auf Solarpaneelen der Satelliten sein, die für helle Flecken am Sternenhimmel sorgen und Astronomen und Sternenfreunde irritieren. Besonders die Satelliten von OneWeb in höherer Umlaufbahn von rund 1200 Kilometern dürften den natürlichen Nachthimmel verändern: „Die niedrigeren Umlaufbahnen in 500 Kilometern Höhe, die von „Starlink“ benutzt werden, sind nicht so schlimm, könnten uns aber auch einige Probleme bereiten“, fürchtet der Astrophysiker.

Eine russische Sojus-Rakete brachte erst am vergangenen Samstag 36 weitere Satelliten für das mit Airbus kooperierende OneWeb ins All und baute dessen Flotte damit auf 218 Himmelskörper aus. Das von SpaceX betriebene „Starlink“-Netzwerk hat schon mehr als 1600 Satelliten im Erdorbit und damit die Nase derzeit weit vorne. Nachzügler sind Amazon mit dem Projekt „Kuiper“ und eben jetzt die chinesische Satellite Network Group, die wie auch SpaceX allerdings den Vorteil hat, sich die nötigen Raketenstarts selbst ermöglichen zu können.

Was sind nun aber die Vorteile weltraumbasierten Internets? Zum einen können damit abgelegene Gegenden und Meeresgebiete erreicht werden, die sonst nicht verbunden werden könnten, wie Experten erklären. Neben der globalen Abdeckung werden hohe Breitbandgeschwindigkeit und schnelle Installation als Vorteile genannt. Als Nachteile gelten hohe Verzögerungszeiten, Datenmengen-Begrenzungen, Störungen durch Wetter und hohe Bezugskosten. Am Ende geht es um das Internet der Zukunft, die Kontrolle über das Netz und aus chinesischer Sicht eben auch um die Kontrolle der Inhalte.

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