Die Zeugin der Anklage

von Redaktion

Zehn Monate Prozess gegen Clanchef Abou-Chaker – Bushidos Frau sagt Montag aus

Berlin – Der Rapper Bushido war ein gewissenhafter Zeuge. Ins Landgericht Berlin kam er auch mit Hexenschuss. An genau 25 Prozesstagen breitete er im Gerichtssaal sein früheres Leben aus – wortgewandt, schlagfertig, manchmal sehr emotional. Immer wieder schwirrten Millionenbeträge durch die Luft, gezahlt an seinen früheren Geschäftspartner, den Berliner Clanchef Arafat Abou-Chaker. Der 45-Jährige aus einer arabischstämmigen Großfamilie sitzt zusammen mit drei Brüdern auf der Anklagebank.

Seit zehn Monaten läuft der Prozess, in dem mutmaßliche Straftaten zu Lasten von Bushido angeklagt sind. Ein Ende ist nicht in Sicht. Weitere Verhandlungstermine bis Dezember sind festgelegt. Dem 45-jährigen Hauptangeklagten Arafat Abou-Chaker werden Beleidigung, Freiheitsberaubung, versuchte schwere räuberische Erpressung, Nötigung und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Die Brüder sollen Mittäter sein.

Die insgesamt vier Angeklagten schweigen bislang im Prozess. Zu den Prozessterminen kommen sie als freie Männer oft locker angeschlendert, meist auf den letzten Drücker und äußerlich entspannt. Jeder von ihnen hat mindestens zwei Anwälte.

Bushido, mit bürgerlichem Namen Anis Ferchichi, wurde hingegen stets von mehreren vermummten Personenschützern begleitet ins Gericht gebracht. Auch seine Ehefrau Anna-Maria Ferchichi wurde als bedroht eingeschätzt und hat Personenschutz. Am kommenden Montag (21. Juni) wird die 39-Jährige nun als Zeugin im altehrwürdigen Saal 500 des Kriminalgerichts erwartet. Die Schwester von Sängerin Sarah Connor gilt als starke Frau an Bushidos Seite.

Seiner Frau sei es zu verdanken, dass er den Schritt zur Trennung von Arafat Abou-Chaker gewagt habe, so der Rapper im Prozess. „Sie ist der Grund, warum ich irgendwann meinen Scheiß-Mut zusammengenommen habe.“ Er sei bereit gewesen, 1,8 Millionen Euro Trennungsgeld zu zahlen, um das Kapitel Abou-Chaker hinter sich zu lassen, um seine Familie zu schützen. „Hätte er damals das angenommen, was ich ihm angeboten habe, würden wir hier alle nicht sitzen.“ Er sei schockiert gewesen, als er von der Bedrohung seiner Frau und Kinder im November 2018 erfahren habe, berichtete der Musiker. Er sei verzweifelt gewesen und habe sich nicht sofort offenbaren können. Aus „Angst und Ehre“ habe er geschwiegen. Erst im Januar 2019 habe er dann gegen Arafat Abou-Chaker bei der Polizei ausgesagt. „Weil eine Grenze überschritten worden war.“

Bushido hatte seine Beziehungen zu Arafat Abou-Chaker aufgelöst – nach mehr als einem Jahrzehnt privatem und geschäftlichem Miteinander. Dieser habe das laut Anklage nicht akzeptieren wollen und unberechtigt eine Millionen-Zahlung sowie die Beteiligung an Bushidos Musikgeschäften für 15 Jahre gefordert. Der Rapper sei bedroht, beschimpft, im Januar 2018 in einem Büro eingesperrt und mit Wasserflasche und Stuhl attackiert worden.

ANNE BAUM, JUTTA SCHÜTZ

Artikel 6 von 6