Stuttgart – In der fortschreitenden Abenddämmerung zeigt sich als erstes Gestirn die Venus tief im Nordwesten. Wegen ihrer horizontnahen Stellung ist sie nicht besonders auffällig. Sie wird gerne als Abendstern bezeichnet, obwohl sie gar kein Stern ist, sondern ein Planet. Gegen 23 Uhr geht Venus am Monatsbeginn unter, Ende Juli aber schon 40 Minuten früher. Die schmale Sichel des zunehmenden Mondes zieht am 12. abends an Venus vorbei, ein netter Himmelsanblick. Der flinke Merkur zeigt sich in unseren Breiten nicht. Auch Mars hat sich vom Abendhimmel zurückgezogen und bleibt unsichtbar. Am 8. Oktober wird ihn die Sonne im Sternbild Jungfrau einholen.
Jupiter im Sternbild Wassermann beherrscht mit seinem Glanz den Nachthimmel. Nach Venus ist er der hellste Planet am irdischen Firmament. Anfang Juli geht der Riesenplanet zehn Minuten vor Mitternacht auf, Ende des Monats bereits gegen 22 Uhr. In der Nacht vom 25. auf den 26. zieht der noch fast volle Mond an Jupiter südlich vorbei. Saturn im Sternbild Steinbock kann fast die ganze Nacht über gesehen werden. Am 1. Juli geht der Ringplanet fünf Minuten nach 23 Uhr auf, Ende Juli schon um 21 Uhr. Pluto sei erwähnt, da er Mitte Juli im Sternbild Schütze der Sonne gegenübersteht. Seine exakte Oppositionsstellung erreicht der prominente Zwergplanet am 17., wobei sein reflektiertes Sonnenlicht vier Stunden und 37 Minuten zur Erde unterwegs ist, um die Strecke von fast fünf Milliarden Kilometern zurückzulegen.
Von Mitte Juli bis Mitte August tauchen die Meteore des Aquariidenstromes auf. Sie scheinen dem Sternbild Wassermann zu entströmen. Das Maximum ist am 28. Juli in den Stunden nach Mitternacht zu erwarten. Pro Stunde ist mit 20 bis 25 Sternschnuppen zu rechnen. Da eine einzelne Person immer nur einen Bruchteil des Himmels gleichzeitig überblicken kann, sieht sie nur alle fünf bis zehn Minuten eine Aquariide. Die Sternschnuppen dieses Stromes sind Bruchstücke des Kometen 96P/Machholz. Der Große Wagen hat mit seinem Abstieg im Nordwesten begonnen. Seine Deichsel zeigt nach oben, der Wagenkasten hängt nach unten. Mizar, der mittlere Stern in der Deichsel, gilt als Augenprüfer. Knapp neben ihm steht ein lichtschwaches Sternchen, Alkor, das Reiterlein genannt. Es reitet gewissermaßen auf der Deichsel beziehungsweise auf dem Schwanz des Großen Bären. Im Teleskop zeigt sich Mizar als Doppelstern.
Das Himmels-W, die Kassiopeia, beginnt im Nordosten emporzusteigen. Das Sommerdreieck, das sich aus Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler zusammensetzt, steht hoch im Osten am Himmel. Wega ist neben Arktur der hellste Fixstern am Nordfirmament. Der orange Arktur steht jetzt schon am Westhimmel. Er ist leicht zu entdecken, folgt man mit den Augen dem Bogenschwung der Wagendeichsel. Im Gegensatz zu Arktur strahlt die wesentlich heißere Wega ein bläulich-weißes Licht aus.
HANS-ULRICH KELLNER