Wiesbaden – Wie hart hat die erste Pandemie-Welle Deutschland im vergangenen Jahr getroffen? Einer vorläufigen Auswertung der Todesursachenstatistik zufolge ist Covid-19 im vergangenen Jahr bundesweit bei 36 291 Todesbescheinigungen als Erkrankung vermerkt worden. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag mitteilte, sind demnach 30 136 Menschen an und 6155 Menschen mit dem Virus gestorben. „Insgesamt ist Deutschland im internationalen Vergleich relativ glimpflich durch die Corona-Pandemie gekommen“, sagte Sebastian Klüsener vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung.
Den Daten zufolge, die ab dem Berichtszeitraum Januar 2020 erstmals monatlich veröffentlicht werden und die bis zur vorliegenden Auswertung knapp 92 Prozent aller Sterbefälle umfassen, war das Coronavirus in 83 Prozent der Fälle als Grundleiden die Todesursache. In 17 Prozent war Covid-19 als Begleiterkrankung nicht ursächlich für den Tod. Die Betroffenen starben an einem anderen Grundleiden.
Insgesamt erfasst die vorläufige Statistik 985 620 Verstorbene bundesweit. Die mit Abstand häufigste Todesursache waren demnach Krankheiten des Kreislaufsystems. Tödlicher als das Coronavirus waren auch Krebserkrankungen, Krankheiten des Atmungssystems, psychische und Verhaltensstörungen sowie Stoffwechselerkrankungen.
Positiv wertete Klüsener, dass die Zahl der Suizide im Jahr 2020 nach der vorläufigen Auswertung bei 8565 und damit bislang leicht unter dem Wert von 2019 mit 9041 Selbsttötungen lag. „Die Sorge, dass Isolation zu mehr Selbsttötungen führen könnte, war schließlich groß.“
Mit 30 136 an Corona Verstorbenen weist die Destatis-Statistik eine Differenz zu den Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) auf. Sie zählen 41 476 verstorbene Covid-19-Fälle für das Jahr 2020. Das Statistische Bundesamt erklärte dies einerseits mit der Vorläufigkeit der eigenen Daten. Zudem seien die Unterschiede zwischen den Ergebnissen der Todesursachenstatistik und der Meldungen nach Infektionsschutzgesetz dafür verantwortlich. Für 2021 dürften die Zahlen aber deutlich höher liegen.
Auch für Bayern gibt es aktuelle Zahlen: Laut dem Landesamt für Statistik, wurden in der ersten Welle von März bis Juni 2020 2236 Fälle gezählt, die an Covid-19 verstorben sind. Bei weiteren 369 Sterbefällen war Covid-19 zwar nicht unmittelbar die Todesursache, die Patienten sind jedoch mit einer Covid-19-Infektion verstorben. Damit sind 5,6 Prozent aller Sterbefälle während der ersten Corona-Welle im Jahr 2020 auf Covid-19 als Grundleiden oder als Begleiterkrankung zurückzuführen. Allein im April 2020 wurde bei 1581 Sterbefällen Covid-19 als Todesursache identifiziert. Der – im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 vorliegende – generelle Anstieg der Sterbefallzahlen um mehr als 20 Prozent im April 2020, ist auch durch die Corona-Sterbefälle bedingt: Über zwölf Prozent aller im April Verstorbenen erlagen einer Covid-19-Erkrankung.
Zum Vergleich: 3462 Menschen starben an Verengung der Herzkranzgefäße, 2427 an Demenzerkrankungen. Platz drei: Corona, gefolgt von 2129 Sterbefällen infolge eines Herzinfarkts und 1770 Fällen mit einer Krebserkrankung im Bereich der Atmungsorgane.
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat anlässlich der neuen Todesursachenstatistik seinen Aufruf zu Corona-Schutzimpfungen bekräftigt und weiter für die Hygiene- und Schutzmaßnahmen geworben. Er betonte: „Die neuen Zahlen sind ein weiterer Warnruf. Sie bestätigen, wie gefährlich das Coronavirus ist und wie wichtig das Impfen und unsere umfangreichen Schutzmaßnahmen sind. Ich rufe alle Bürgerinnen und Bürger auf: Lassen Sie sich jetzt impfen!“ dpa, mm