Saint-Louis-du-Sud – Nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti mit mindestens 1297 Toten werden schwere Regenfälle die Rettungsarbeiten zusätzlich erschweren. Das US-Hurrikan-Zentrum warnte vor Überschwemmungen und Erdrutschen durch das tropische Tiefdruckgebiet „Grace“. „Wir brauchen viel Unterstützung, um der Bevölkerung zu helfen, vor allem den Verletzten“, erklärte Haitis Interims-Premierminister Ariel Henry auf Twitter.
Bei dem Beben der Stärke 7,2 am Samstag wurden mindestens 13 700 Gebäude zerstört und Menschen unter den Trümmern begraben. Es gebe mehr als 5700 Verletzte, teilte der Zivilschutz mit. Mehr als 30 000 Familien seien betroffen. Katastrophenschutzteams seien landesweit und verstärkt in den schwer betroffenen Gebieten im Einsatz. Bilder zeigten, wie sich Helfer und Bagger durch Berge von Trümmern kämpften. „Tausende von Menschen sind noch immer auf den Straßen, um nach ihren Angehörigen zu suchen oder um ein paar ihrer Habseligkeiten unter den Trümmern zu bergen“, sagte Marcelo Viscarra, Landesdirektor der Kinderhilfsorganisation World Vision in Haiti. Nach Angaben von Caritas International werden vor allem Nahrung, Trinkwasser, Zelte und medizinische Erstversorgung benötigt. Die Lage vor Ort sei chaotisch, das Ausmaß der Katastrophe noch nicht absehbar, teilte die Organisation weiter mit. Krankenhäuser waren überlastet. Im Innenhof eines Hospitals in Jérémie, einer der am stärksten betroffenen Städte, warteten Verletzte in Zelten auf ihre Behandlung.
Teile des armen Karibikstaats waren bereits 2010 von einem Beben verwüstet worden. Zentrum war damals Haitis dicht besiedelte Hauptstadt Port-au-Prince. 222 000 Menschen starben, mehr als 300 000 wurden verletzt. Mehr als eine Million Menschen verloren ihr Zuhause. Auch politisch ist die Lage äußerst angespannt – erst Anfang Juli war Staatspräsident Jovenel Moïse in seiner Residenz ermordet worden.