Mord-Anschlag auf Universität

von Redaktion

TU Darmstadt: Sieben verletzte Mitarbeiter und Studenten durch vergiftete Milch und Wasser

VON JENS JOACHIM

Darmstadt – „Wir sind alle tief geschockt!“ Manfred Efinger, seit 13 Jahren Kanzler der TU Darmstadt, rang mit den Worten, als er gestern vor dem Gebäude des Fachbereichs Material- und Geowissenschaften vor die Kameras und Mikrofone trat. Wenige Stunden zuvor hatten sich in dem Gebäude in einer Art Teeküche sieben Menschen nach dem Verzehr von Speisen und Getränken zum Teil schwer vergiftet. Sie klagten über starkes Unwohlsein und wiesen bläuliche Verfärbungen an der Haut auf. Die TU-Mitarbeiter mussten mit Vergiftungserscheinungen notärztlich versorgt und in Krankenhäuser gebracht werden. Ein 30-jähriger Student schwebte zeitweise sogar in akuter Lebensgefahr.

Nach Ermittlungen des Spurensicherungsteams des Hessischen Landeskriminalamts waren vermutlich am vergangenen Wochenende Milchpackungen und Wasserbehälter mit chemischen Substanzen versetzt worden. Die Universitätsleitung sprach in einer Mitteilung von einem „mutmaßlichen Giftanschlag“. „Wir sind erschüttert angesichts der offensichtlichen Straftat, die sich an unserer Universität ereignet hat“, teilte Tanja Brühl, Präsidentin der Hochschule, mit. Brühl und die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Grüne) sagten den Verletzten alle notwendige Hilfe zu. „Mein Mitgefühl gilt denjenigen, die umfassend ärztlich versorgt werden“, so Brühl. Kanzler Manfred Efinger bot den Betroffenen auch psychologische Hilfe an.

Wer die Getränke mit den giftigen Stoffen versetzt hat, war zunächst unklar, ebenso die Motivation der oder des Täters bzw. der Täterin. Die Darmstädter Staatsanwaltschaft ermittele inzwischen wegen des Verdachts des versuchten Mordes, sagte Oberstaatsanwalt Robert Hartmann. Welche Giftstoffe die Polizei in den sichergestellten Lebensmitteln festgestellt hat, die vermutlich zu den Vergiftungserscheinungen bei den sieben Menschen geführt haben, wollte der Oberstaatsanwalt nicht mitteilen. Er begründete dies mit „ermittlungstaktischen Erwägungen“. Eine 40-köpfige Mordkommission mit dem Namen „Licht“ wurde gegründet. Nach Angaben von Robert Hartmann soll zügig ermittelt werden, wer am vorigen Wochenende Zugang zu dem Gebäude hatte. Zudem seien ausführliche Vernehmungen der Geschädigten geplant. Auch würden noch die am „potenziell möglichen Tatort“ gesicherten Spuren ausgewertet.

TU-Kanzler Efinger sagte, das entsprechende Gebäude sei coronabedingt „weitgehend geschlossen“. Zutritt hätten nur Beschäftigte und studentische Hilfskräfte. Weil das Gebäude jedoch mit einer älteren Schließanlage ausgestattet sei, könne nicht gesagt werden, welche Personen die Räumlichkeiten betreten oder verlassen hätten.

Weitere verdächtige Gegenstände sind nach Mitteilung der Polizei auf dem weitläufigen Uni-Gelände nicht gefunden worden. Auch hätten sich bis gestern Abend keine weiteren Menschen mit Vergiftungserscheinungen gemeldet. Trotzdem wurde dringend geraten, auf dem Campus nur Lebensmittel zu verzehren, die jederzeit unter Aufsicht aufbewahrt wurden. Es gebe aber keine akute Gefährdung mehr.

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