Stuttgart – Mit Einbruch der Abenddämmerung sieht man im Südwesten die strahlende Venus. Wegen ihrer horizontnahen Position ist sie allerdings nicht besonders auffällig. Am 9. erhält sie Besuch von der schmalen Sichel des zunehmenden Mondes, ein netter abendlicher Himmelsanblick. Zur Monatsmitte zieht Venus drei Vollmondbreiten nördlich am roten Überriesenstern Antares vorbei, dem Hauptstern des Skorpions. Am 29. Oktober erreicht sie mit 47 Grad ihren größten östlichen Winkelabstand von der Sonne. Im Teleskop erscheint sie dabei halb beleuchtet. Man hat den Eindruck eines winzigen Halbmondes. Anfang Oktober geht Venus eine Viertelstunde nach 20 Uhr unter, am Monatsletzten bereits 20 Minuten früher.
Die Riesenplaneten Saturn und Jupiter, beide im Sternbild Steinbock, beherrschen die erste Nachthälfte. Aus der zweiten Nachthälfte zieht sich Jupiter zurück. Ende Oktober verblasst er bereits eine Stunde nach Mitternacht am südwestlichen Horizont. Anfang Oktober geht der Ringplanet eine Viertelstunde vor zwei Uhr morgens unter, Ende des Monats bereits eine Viertelstunde vor Mitternacht.
Merkur bietet im letzten Monatsdrittel eine günstige Morgensichtbarkeit. Bei guten Bedingungen kann man den kleinsten der acht Planeten unseres Sonnensystems ab dem 20. in der Morgendämmerung knapp über dem Osthorizont erkennen.
Die Sternschnuppen des Delta-Draconiden-Stromes tauchen vom 4. bis 8. Oktober auf. Sie sind Bruchstücke des Kometen 21P/Giacobini-Zinner, weshalb sie auch gelegentlich als Giacobiniden bezeichnet werden.
Am abendlichen Fixsternhimmel wird man eventuell vergeblich nach dem Großen Wagen Ausschau halten. Denn seine sieben Sterne haben jetzt ihre tiefste Position erreicht und stehen knapp über dem Nordhorizont, weshalb sie oft von Häusern, Bäumen oder Bergen verdeckt werden. Dafür steht hoch am Firmament das Himmels-W, die Kassiopeia. Die mittlere Spitze dieses Sternen-Ws deutet ungefähr auf den Polarstern. Hoch am Südhimmel sieht man ein großes Sternenquadrat. Es bildet den Hauptteil des Pegasus, dem geflügelten Pferd aus der Fabelwelt. Es soll den Dichtern und Denkern zu ihren Gedankenflügen verhelfen. Der Pegasus ist das Leitsternbild des Herbsthimmels. Deshalb nennt man das Pegasusquadrat auch Herbstviereck. Es hat zwar keine besonders hellen Sterne, ist aber dennoch gut zu erkennen. An das Herbstviereck schließt sich in nordöstlicher Richtung die Sternenkette der Andromeda an. Im Sternbild Perseus funkelt Algol, der Teufelsstern, der alle 70 Stunden einen Lichtabfall zeigt. Hier kreisen zwei Sterne umeinander und bedecken sich gegenseitig, was einen Helligkeitsrückgang bewirkt.
Im Sternbild der Andromeda sieht man bei guten Bedingungen ein schwaches, längliches Lichtfleckchen. Dieses hat erstmals der arabische Astronom Al Sufi (903 – 986) in seinem Buch der Fixsterne beschrieben. Aber erst vor hundert Jahren gelang es mit dem 2,5-Meter-Spiegelteleskop auf den Mt. Wilson in Kalifornien nachzuweisen, dass der Andromedanebel ein riesiges Sternensystem ist. H.U. KELLNER