Mit Chilischoten zum Nobelpreis

von Redaktion

Medizin-Auszeichnung geht an die Sinnesforscher David Julius und Ardem Patapoutian

Stockholm – Der Nobelpreis für Medizin geht in diesem Jahr an David Julius (USA) und den im Libanon geborenen Forscher Ardem Patapoutian für ihre Entdeckung von Rezeptoren für Temperatur und Berührung im Körper. Das teilte das Karolinska-Institut am Montag in Stockholm mit. Das Wissen werde genutzt, um Behandlungen für eine Reihe von Krankheiten zu entwickeln, darunter chronische Schmerzen.

Die bahnbrechenden Entdeckungen durch die diesjährigen Nobelpreisträger „haben es uns ermöglicht zu verstehen, wie Wärme, Kälte und mechanische Kräfte die Nervenimpulse auslösen, die es uns ermöglichen, die Welt um uns herum wahrzunehmen und uns an sie anzupassen“, hieß es vom Komitee. Die Forscher verwendeten demnach druckempfindliche Zellen, um eine neue Klasse von Sensoren zu entdecken, die auf mechanische Reize in der Haut und in inneren Organen reagieren.

David Julius nutzte Capsaicin, eine scharfe Verbindung aus Chilischoten, die ein brennendes Gefühl hervorruft, um einen Sensor in den Nervenenden der Haut zu identifizieren, der auf Hitze reagiert. Ardem Patapoutian entdeckte mithilfe druckempfindlicher Zellen eine neue Klasse von Sensoren, die auf mechanische Reize in der Haut und in inneren Organen reagieren. Er wurde in Beirut geboren und kam als Jugendlicher nach Los Angeles, derzeit forscht er am Scripps Research in La Jolla (Kalifornien). Die bedeutendste Auszeichnung für Mediziner ist in diesem Jahr mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 980 000 Euro) dotiert.

Seit 1901 haben 222 Menschen den Medizin-Nobelpreis erhalten, darunter 12 Frauen. Der erste ging an den deutschen Bakteriologen Emil Adolf von Behring für die Entdeckung einer Therapie gegen Diphtherie. 1995 erhielt als einzige deutsche Frau Christiane Nüsslein-Volhard die Auszeichnung.

Die beiden Wissenschaftler erfuhren von ihrer Auszeichnung auf kuriosem Wege. Ein Verwandter habe ihn mitten in der Nacht aufgeweckt und gesagt, dass das Nobel-Preis-Komitee versuche, ihn zu erreichen, sagte Julius bei einer Online-Pressekonferenz in San Francisco. „Um 2 Uhr früh so aufgeweckt zu werden, ist schon ein ganz schönes Ding.“ Im Anschluss postete seine Frau Holly Ingraham ein Foto bei Twitter.

Ardem Patapoutian wurde von seinem 94-jährigen Vater über die Auszeichnung informiert, wie er bei einer separaten Pressekonferenz erzählte. „Um 2 Uhr morgens habe ich eine Reihe von Anrufen aus Stockholm verpasst.“ Daraufhin hätte das Nobelpreis-Komitee seinen Vater in Los Angeles ans Telefon bekommen, der wiederum ihn erreicht habe. „Das war dann ein ganz besonderer Moment.“ Sein Vater sei „sehr emotional und sehr stolz“ gewesen – „und er hat sich lustigerweise entschuldigt, dass er meine Nummer dem Mann vom Nobelpreis-Komitee weitergegeben hat. Ich habe ihm gesagt, das war in Ordnung so.“

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