Wellington / Nuku’alofa – Die Explosion ist Tausende Kilometer weit zu hören, in der Südsee türmen sich Aschewolken in die Atmosphäre: Der gewaltige Ausbruch eines unterseeischen Vulkans in der Nähe des Inselreichs Tonga hat am Wochenende Flutwellen ausgelöst und viele Pazifik-Staaten in Alarm versetzt. Der Tsunami infolge des Ausbruch des Untersee-Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai traf nicht nur Tonga, sondern auch Neuseeland, Japan und Fidschi. Überschwemmungen gab es sogar in Santa Cruz im US-Staat Kalifornien. Berichte über Tote und Verletzte wurden offiziell zunächst nicht bestätigt. Nach Angaben der Hilfsorganisation Save the Children galt in Tongas Hauptstadt Nuku’alofa ein Mensch als vermisst. Die USA und die Vereinten Nationen sagten eine Soforthilfe zu.
Die Druckwelle des Ausbruchs reichte bis nach Deutschland. Samstag „zwischen 20 und 20.30 Uhr ging die Druckwelle durch“, sagte der Meteorologe Thomas Sävert. Auch schottische und Schweizer Wetterstationen registrierten den Sprung der Luftdruckmessungen. „Die Druckwelle des Vulkans“ umlaufe „den ganzen Globus“, twitterte der Schweizer Wetterdienst Meteonews.
Der etwa 65 Kilometer von Tongas Hauptstadt entfernte unterseeische Vulkan brach an zwei Tagen in Folge aus. Während nach der ersten Eruption Behördenangaben zufolge nur kleine Tsunami-Wellen registriert wurden, war die zweite Eruption auch im 2000 Kilometer entfernten Neuseeland zu hören. Sie hatte zeitweise in vielen Teilen des Pazifiks zu Tsunami-Warnungen geführt. Menschen wurden aufgefordert, von Küstengebieten fernzubleiben. Die Bewohner Tongas wurden angewiesen, sich in höher gelegene Gebiete zu begeben. Die Nordseite von Nuku’alofa sei „erheblich getroffen“ worden, teilte die neuseeländischen Premierministerin Jacinda Ardern mit. Boote und Felsbrocken seien an Land gespült und Gebäude beschädigt worden. Ihren Angaben nach ist Tonga in vulkanischen Staub gehüllt. Lokale Medien in Tonga berichteten über einen Ascheregen, die Überflutung von Häusern und die Unterbrechung von Telefon- und Stromverbindungen. Videoclips in sozialen Netzwerken zeigten, wie Wellen in Tonga Grundstücke und Gebäude überschwemmten. Medien veröffentlichen Satellitenaufnahmen, auf denen der Ausbruch des Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai zu sehen war. Die Asche sei bis zu 20 Kilometer in die Luft geschleudert worden, hieß es.
An den Küsten Japans sind Flutwellen von rund einem Meter Höhe registriert worden. Tsunami-Wellen wurden auch aus Neuseeland gemeldet, wo mehrere Boote in einem Jachthafen in Northland gesunken waren. Getroffen wurden auch die Küsten von Fidschi und Vanuatu, wo es zu Sachschäden kam.
Experten der Vereinten Nationen schlossen weitere vulkanische Aktivität sowie Tsunami-Warnungen nicht aus. Dies könne über die nächsten Wochen oder sogar Jahre andauern, erklärte Shane Cronin, Professor für Geowissenschaften an der Universität von Auckland.