85 Prozent Heilungschance – auch dank neuer Medikamente

von Redaktion

Jeder dritte Tumor bei Frauen ist ein Mammakarzinom – Jede 20. Patientin trägt ein Hochrisiko-Gen in sich

München – Im Kampf gegen Brustkrebs beobachten Mediziner zwei gegensätzliche Entwicklungen. Zunächst die besorgniserregende: Diese Tumorart trifft immer mehr Frauen, in den letzten Jahrzehnten hat sich die Zahl der Brustkrebsfälle verdoppelt. Inzwischen erhalten jährlich etwa 69 000 Patientinnen diese Diagnose, damit geht beinahe jede dritte Krebserkrankung bei Frauen auf das Konto eines Mammakarzinoms. Knapp 18 000 Patientinnen sterben jedes Jahr daran.

Doch es gibt auch eine ermutigende Erkenntnis: „Heute können etwa 85 Prozent aller Brustkrebserkrankungen geheilt werden. Zum Vergleich: Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs gelingt dies leider nur in weniger als fünf Prozent der Fälle“, erklärt die Brustkrebs-Spezialistin Professor Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik am Uniklinikum rechts der Isar.

Etwa fünf Prozent der Brustkrebsfälle sind erblich bedingt. Im Fokus stehen dabei die beiden Hochrisiko-Gene BRCA1 und BRCA2. Die Abkürzung steht für Breast-Cancer-Gene, auf Deutsch Brustkrebsgene. „Frauen mit einer BRCA1-Mutation haben beispielsweise ein 80-prozentiges Risiko, im Laufe ihres Lebens an Brust- oder an Eierstockkrebs zu erkranken. Diese Patientinnen haben zudem oft einen hochaggressiven Subtyp. Diese Krebsunterart wächst schnell und bildet oft Metastasen“, weiß Kiechle. Deshalb ließ sich unter anderem die Hollywood-Schauspielerin Angelina Jolie beide Brüste und die Eierstöcke vorsorglich entfernen. Sie war durch ihre Mutter alarmiert worden, die bereits in vergleichsweise jungen Jahren unter 50 an Brustkrebs erkrankte und daran starb. „Die meisten Brustkrebspatientinnen erkranken im Alter von Ende 50 bis Anfang 60“, erläutert Kiechle.

Anders als Angelina Jolie wusste Sonya Kraus offenbar nichts von ihrer genetischen Veranlagung, diese kam erst im Rahmen der Diagnostik ans Licht, als der Frauenarzt bereits einen Tumor entdeckt hatte. Ob die 48-Jährige nach der Entfernung beider Brüste den Krebs besiegt, lässt sich jetzt noch nicht sagen. „Die meisten wiederkehrenden Tumoren oder Metastasen kommen in den ersten zwei bis drei Jahren nach der Diagnose“, berichtet Kiechle.

Trotzdem zeige das Beispiel von Sonya Kraus, wie wichtig Vorsorgeuntersuchungen sind – auch lange vor der Mammografie, die ab 50 Jahren im Abstand von zwei Jahren empfohlen werde, so die Chefin der TU-Frauenklinik. „Es gilt die goldene Regel: Je früher der Brustkrebs entdeckt wird, desto besser sind die Behandlungschancen.“

Zumal die Krebsmedizin enorme Fortschritte gemacht hat. So stehen neue Medikamente zur Verfügung, darunter sogenannte PARP-Inhibitoren. „Sie wirken sehr gut bei BRCA1- und BRCA2-Mutationen“, weiß Kiechle. Zudem haben die Ärzte neue Mittel gegen hormonabhängigen Brustkrebs, sogenannte CDK-Inhibitoren. Auch Antikörper-Präparate – seit etwa einem Jahrzehnt auf dem Markt – werden erfolgreich eingesetzt. ANDREAS BEEZ

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