„Es kehrt keine Ruhe ein“

von Redaktion

Sturmflut an der Nordsee erwartet – Tote in mehreren europäischen Ländern

Offenbach/Berlin – Über Tage hinweg werden große Teile Deutschlands von Sturmwetter beherrscht. Mehrere Menschen sind dabei bereits ums Leben gekommen, der Unterricht in den Schulen fällt mancherorts aus oder wird verkürzt, der Bahnverkehr ist stark betroffen. Am späten Freitag sollte „Zeynep“ beginnen zu wüten, für die Nacht zu Samstag erwartete der Deutsche Wetterdienst (DWD), dass der Orkan gegen Mitternacht die Nordseeküste erreicht. Es ist die zweite schwere Sturmlage in Deutschland innerhalb kurzer Zeit. Mindestens bis Montag soll es stürmisch bleiben, wie es vom DWD heißt. „Es kehrt einfach keine Ruhe ein“, sagte ein Meteorologe.

Schwerpunkt der neuen Unwetterlage sollte den Experten zufolge bis Samstagfrüh die Nordhälfte Deutschlands sein. Der DWD gab aber auch für südlichere Regionen – Teile des Saarlands, von Rheinland-Pfalz, Hessen und für nördliche Regionen Bayerns – Unwetterwarnungen vor orkanartigen Böen heraus. In Berlin rief die Feuerwehr schon am Freitagabend wegen zahlreicher Sturmeinsätze den Ausnahmezustand aus. In Hessen wurden zwei Menschen durch einen Baum verletzt, der auf die Autobahn A 7 stürzte.

Um Schäden und Unfälle zu vermeiden, sollten Bürgerinnen und Bürger auch in Deutschland zu Hause bleiben und Vorbereitungen treffen. „Alles, was auf der Terrasse ist, was nicht niet- und nagelfest ist, am besten reinholen, in die Garage stellen“, sagte Christopher Rehnert, Leiter der Feuerwehr Lüdenscheid, am Freitag im ARD-„Morgenmagazin“.

Die Deutsche Bahn riet Fahrgästen, ihre für den späten Freitagnachmittag geplanten Reisen möglichst vorzuziehen. „Es ist ab den Nachmittagsstunden mit erheblichen Beeinträchtigungen des Bahnbetriebs zu rechnen“, teilte das Unternehmen in Berlin mit. Fern- und Regionalverkehr sollten am Freitag in Norddeutschland und Teilen Nordrhein-Westfalens nach und nach eingestellt werden. Der Schutz der Reisenden und der Beschäftigten habe Vorrang, hieß es.

Fahrgäste können ihre für den Zeitraum von Donnerstag bis Sonntag gebuchten Fahrkarten bis zum 27. Februar flexibel nutzen oder kostenfrei stornieren, wenn sie Reisen wegen des Sturms verschieben.

Für die Nacht zu Samstag wurden an der Nordseeküste Windgeschwindigkeiten von bis zu 160 Stundenkilometern erwartet. In der zweiten Nachthälfte sollte „Zeynep“ auf die Ostseeküste treffen und dann allmählich nachlassen. Damit sei die Unwettergefahr erst einmal gebannt, auch wenn es stürmisch bleibe, sagte ein DWD-Meteorologe.

An der Nordseeküste wurde eine Sturmflut erwartet, in Hamburg nach der Prognose des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) eine schwere Sturmflut mit Wasserständen von drei Metern über dem normalen Hochwasser in der Nacht zu Samstag. Der höchste Wasserstand werde wahrscheinlich zwischen 5 Uhr und 6 Uhr am Samstagmorgen erreicht, sagte Bernd Brügge vom BSH.

In Frankreich erließ der Wetterdienst eine Unwetterwarnung für fünf Departements im Norden. Es drohten bis zu vier Meter hohe Wellen an der Küste. Orkanalarm auch in Großbritannien: Stürmisches Wetter hat am Freitag in Großbritannien das öffentliche Leben teilweise lahmgelegt und Zerstörung angerichtet. In London wurde erstmals die höchste Warnstufe Rot ausgerufen. Sie galt auch für Teile Südwest- und Südostenglands sowie Wales. Bürgermeister Sadiq Khan forderte die Menschen in der britischen Hauptstadt dazu auf, zuhause zu bleiben. Wegen umherfliegender Trümmerteile bestehe Lebensgefahr, warnte der Wetterdienst Met Office. Mindestens drei Tote gab es am Freitag in England. Sturmtief „Eunice“, das in Deutschland „Zeynep“ getauft wurde, gilt als einer der schwersten Stürme seit mehreren Jahrzehnten in Großbritannien.

In den Niederlanden galt für weite Teile des Landes die schwerste Stufe des Wetteralarms, Code Rot. Dort hat der Sturm bis Freitagabend mindestens drei Menschen das Leben gekostet. In Amsterdam waren zwei Menschen von umstürzenden Bäumen erschlagen worden, ein Mensch starb, nachdem ein Baum auf sein Auto gefallen war. Auch in Irland und Belgien kam je eine Person durch umstürzende Bäume ums Leben.

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