Medyka – Es ist schon dunkel, als Sascha Winkler seinen weißen Kleinbus auf den Hof eines verlassenen Landwirtschaftsbetriebs im ostpolnischen Medyka lenkt. Aus dem Laderaum dringt lautes Gebell, ängstliches Kläffen und flehendes Winseln. „Ich habe 23 Hunde, ganz viele Welpen“, ruft Winkler. Noch vor dem Morgengrauen ist der Tierschützer losgefahren, um zurückgelassene Hunde aus der vom Krieg erschütterten Ukraine zu retten. Jetzt ist er endlich zurück in Polen – und die Hunde sind in Sicherheit. Sie können vorerst in einem improvisierten Tierheim in Medyka bleiben, „Wenn die Menschen fliehen müssen, lassen viele ihre Haustiere zurück“, sagt Sascha Winkler. Für den 35-jährigen Geschäftsmann aus Chemnitz ist es schon die zwölfte Tierrettungsfahrt in die Ukraine. In den überfüllten Zügen, die die Flüchtlinge aus der Ukraine bringen, sei häufig kein Platz für Hunde und Katzen. „Vor allem die Mitnahme von Hündinnen mit Welpen ist praktisch unmöglich.“ Es gebe in der Ukraine örtliche Tierheime und Tierschützer, die die herrenlosen Vierbeiner aufnehmen, sagt Winkler. Doch deren Möglichkeiten sind ausgeschöpft.
Das improvisierte Tierasyl in Medyka ist für die Hunde und die Katzen, die hier auch aufgenommen werden, nur eine Übergangsstation. Paul ist aus Dresden gekommen, um Tiere nach Deutschland mitzunehmen. „So viele, wie in mein Auto passen.“ Zu Hause hat er ein privates Tierheim gefunden, das sie aufnehmen wird. Und ein paar Herrchen und Frauchen, die sich schon auf ihren neuen Liebling freuen.
DORIS HEIMANN