Rio de Janeiro – Wilde Trommelklänge, knappe Kostüme und prächtig geschmückte Wagen: Nach dem coronabedingten Ausfall im vergangenen Jahr und der Verschiebung in diesem Februar haben beim weltberühmten Karneval von Rio de Janeiro die besten Sambaschulen der Stadt im Sambodrom begeistert. „Ein wunderbares Gefühl, zurück zu sein. Das ist die doppelte, dreifache Emotion“, freut sich João Paulo Damasio von der „Mangueira“, einer der beliebtesten Sambaschulen. Die Karnevalsmetropole hatte unter dem Fehlen der größten Party der Welt stark gelitten. „Brasilianer brauchen diese menschliche Wärme“, sagte Damasio.
Zehntausende im Sambodrom und Millionen Menschen am Fernseher verfolgten daher den schillernden Auftritt der insgesamt zwölf Schulen, bei dem es aber auch zu einem tödlichen Unfall kam. Ein elfjähriges Mädchen starb, als es zwischen einen der Wagen und einen Begrenzungspfosten geriet.
Das Motto vieler Umzüge nach der Pandemie waren von Nostalgie und Hommagen an den Karneval geprägt. So zog die „Viradouro“ eine Parallele zwischen dem Karneval von 2022 und dem von 1919, als das Ende der Spanischen Grippe gefeiert worden war. Gleich vier Schulen griffen das Thema Karneval als Widerstand der schwarzen Bevölkerung auf. Es gehe um die Freiheit, „unsere Meinung zu sagen und unsere Kultur zu zeigen“, so Rosi França von der „Paraíso do Tuiuti“. Rios Bürgermeister Eduardo Paes hatte vor Kurzem noch das größte Karnevalsfest der Geschichte angekündigt. Doch die Pandemie zwang selbst die finanzstärksten Sambaschulen zu Einsparungen. Und weil der Straßenkarneval im Februar erneut abgesagt worden war, kam es in der Stadt danach trotzdem immer wieder zu spontanen Feiern. Doch Ana Paula Varca spricht aus, was viele ihrer Mitbewohner in Rio denken: „Selbst dieser Karneval jetzt ist nicht der, den wir kennen.“