Berlin / Madrid / Paris – Weite Teile Europas haben am Wochenende unter einer außergewöhnlich frühen Hitzewelle geächzt. In Deutschland wurde am Sonntag in Cottbus (Brandenburg) der Spitzenwert von 39,2 Grad gemessen; am Samstag waren die Temperaturen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz bis auf 37 Grad geklettert. In Frankreich fielen mehrere Temperaturrekorde, der Spitzenwert lag bei 42,9 Grad in Biarritz. In Spanien schnellten die Werte noch weiter nach oben: In Andalusien wurden landesweit über 44 Grad gemessen, in Sevilla sogar bis 49 Grad. Zeitgleich zerstörten durch die extreme Trockenheit bedingte Waldbrände tausende Hektar Wald – wie auch nahe Berlin, in Frankreich und auf Euböa in Griechenland.
In einem breiten Streifen von Südwestdeutschland bis nach Ostsachsen wurden laut DWD Werte um die 35 Grad gemessen. Mit Ausnahme der Küstenregionen und höher gelegener Gebiete sowie im Südosten Bayerns stiegen die Temperaturen jeweils deutlich über die 30-Grad-Marke. Im krassen Gegensatz dazu blieb es in Erfde in Schleswig-Holstein bei 20,2 Grad.
Nahe der Kleinstadt Treuenbrietzen in Brandenburg wütete ein Waldbrand auf einer Fläche von rund 200 Hektar. Mehrere Ortsteile wurden evakuiert, der Katastrophenfall ausgerufen. Erschwert wurden die Löscharbeiten dadurch, dass das Gebiet teilweise munitionsbelastet ist, sodass sich die Einsatzkräfte nur auf gesicherten Wegen bewegen konnten. Auch in Beelitz musten wegen eines Brandes mehrere Straßenzüge geräumt werden.
In Frankreich sprach der Wetterdienst Météo France von der frühesten Hitzewelle seit 1947. In elf Gebieten wurden demnach neue Temperaturrekorde für den Monat Juni aufgestellt. Im südwestfranzösischen Biarritz wurde mit 42,9 Grad der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen gemessen. Landesweit wurden zahlreiche Festivals, Sport- und Kulturveranstaltungen abgesagt.
In der südfranzösischen Region Var lösten Artillerieübungen der Armee einen Waldbrand aus, rund 600 Hektar Land gingen in Flammen auf. Auch hier behinderte Munitionsbelastung die Löscharbeiten. Am Sonntag gab es dann schwere Unwetter an der französischen Atlantikküste. In der Normandie kam ein Kitesurfer ums Leben, drei weitere wurden verletzt. Der kurze, heftige Sturm habe den 31-Jährigen nahe Villers-sur-Mer erfasst, in die Luft gewirbelt und gegen die Fassade eines Restaurants geschleudert.
In Spanien verwüsteten Waldbrände fast 20 000 Hek-tar Land im Gebirgszug Sierra de la Culebra im Nordwesten, 14 Ortschaften wurden vorsorglich evakuiert. In mehreren anderen Regionen kämpften Einsatzkräfte gegen weitere Brände. Feueralarm gab es auch auf der Insel Euböa. Aufgrund starker Winde breiteten sich die Flammen rasend aus. Ein Dorf wurde evakuiert. Die zweitgrößte griechische Insel war bei den verheerenden Bränden im Hitzesommer 2021 stark betroffen.
In Norditalien leidet die Po-Ebene unter der schlimmsten Dürre seit 70 Jahren, mehrere Gemeinden rationierten die Wasserverteilung. Laut Landwirtschaftsverband geben die Milchkühe des Landes wegen der Hitze derzeit zehn Prozent weniger Milch.
Die Zunahme der Hitzewellen und Dürren ist laut Wissenschaftlern eine direkte Folge der globalen Erwärmung. Dabei nehmen sowohl Intensität als auch Dauer und Häufigkeit dieser Phänomene zu. Der Klimawandel führe zu früheren Hitzewellen, erklärte Clare Nullis von der Welt-Meteorologieorganisation (WMO) in Genf. Derzeit müssen in Europa nur die Griechen einen Regenschirm dabei haben: Auf den Halbinseln Peloponnes und Chalkidiki wie in Thessaloniki verdeckten Wolken die Sonne, und es kam zu Gewittern.