Italien: Alarmplan gegen Trockenheit

von Redaktion

Experten raten, Sonne zu meiden – Dem Land steht ein Hitze-Wochenende bevor

Rom – Dürre, Hitze, Brände und sogar eine Heuschreckenplage auf Sardinien: Italien ächzt unter einem Sommeranfang der klimatischen Extreme. Während eine historische Trockenperiode schon seit Wochen den Norden des Mittelmeerlandes heimsucht, werden nun pünktlich zum Start der Urlaubssaison auffallend hohe Temperaturen und immer mehr Feuer registriert.

Am Stiefel droht am Wochenende zusätzlich zur anhaltenden Trockenheit eine landesweite Hitzewelle. Das Gesundheitsministerium gab in seiner Vorhersage die höchste Hitzewarnstufe für 22 italienische Städte aus. Darunter sind unter anderem Rom, Palermo, Neapel, Florenz und Bologna. Die Experten warnen damit vor negativen Auswirkungen auf die Gesundheit durch die Hitze. Sie raten etwa, zwischen 11 und 18 Uhr nicht in die Sonne zu gehen und verkehrsreiche Orte zu meiden. Die Meteorologen erwarten in der offiziellen Wettervorhersage Temperaturen von knapp unter 40 Grad etwa in Rom, Neapel und auf Sizilien.

Unterdessen spitzt sich die Dürre-Situation am längsten Fluss Italiens, dem Po, weiter zu. Laut des Lageberichts vom Mittwoch konnten die jüngsten Regenfälle kaum Abhilfe schaffen. Der Fluss ist an manchen Stellen sehr stark ausgetrocknet. Wegen des niedrigen Pegels drang an der Meermündung zur Adria bereits bis auf 30 Kilometer ins Landesinnere Salzwasser in das Flussbett. Die Beobachtungsstelle für die Lage am Fluss Po empfiehlt deshalb, noch weniger Wasser aus dem Strom zu entnehmen und stattdessen die großen Seen wie den Lago Maggiore, Comer See und Gardasee anzuzapfen.

Ministerpräsident Mario Draghi kündigte am Donnerstagabend Maßnahmen Roms wegen der Trockenheit an. Von Montag an werde sich die Regierung um Notfallpläne in den betroffenen Landesteilen kümmern. Dies fordern die Regionen vor allem im Norden schon seit Wochen. Draghi wies auch auf strukturelle Probleme hin: So seien die Wasserspeicherbecken und die Leitungen des Landes teils in so einem maroden Zustand, dass darin 30 Prozent des Wassers verloren gehen.

Schon jetzt werden in vielen Orten bereits erste Maßnahmen angewandt: In Mailand etwa wurde das Wasser in den großen Brunnen abgestellt, die private Autowäsche wurde untersagt. In der Gemeinde Castenaso bei Bologna in der Region Emilia-Romagna dürfen Kunden in Friseursalons nur noch maximal einmal die Haare gewaschen werden, um Wasser zu sparen. Die Lombardei fragte unterdessen bereits in der benachbarten Schweiz um Wasser aus dem Kanton Tessin an.

Um im dritten Corona-Sommer keine Gäste zu verlieren, werden Touristen beruhigt. „Die Lage ist zwar ernst, aber zu schaffen, wenn alle etwas mithelfen“, sagte der Tourismus-Assessor der Toskana, Leonardo Marras, der dpa. Reiseabsagen wegen der Trockenheit habe er noch keine registriert. Italien ist ein besonders beliebtes Reiseziel in diesem Jahr, die Regierung verzeichnete im Juni fast viermal so viele Flugbuchungen aus dem Auslandwie im Vergleich zum Juni 2021. Die Zahl der Fluggäste aus Deutschland habe sich verdoppelt.

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