Bald sind wir acht Milliarden Menschen

von Redaktion

Bericht der Vereinten Nationen: Die Weltbevölkerung wächst – aber immer langsamer

VON BENNO SCHWINGHAMMER, LUCIA WEISS, ANNE-SOPHIE GALLI UND JÖRN PETRING

New York/Peking/Dehli/Dakar – Acht Milliarden Menschen – diese markante Marke bei der Weltbevölkerung soll laut den Vereinten Nationen rund um den 15. November diesen Jahres erreicht werden. Nichtsdestotrotz wächst die Zahl der Menschen auf unserem Planeten immer langsamer, ab dem Jahr 2080 soll sie den Prognosen zufolge gar nicht mehr größer werden – bei dann 10,4 Milliarden Menschen, wie die Vereinten Nationen in einem Bericht zum gestrigen Weltbevölkerungstag am 11. Juli schreiben.

Für John Wilmoth, Direktor der UN-Bevölkerungsabteilung, stecken in der globalen Entwicklung viele Chancen vor allem für Entwicklungsländer. Dies gelte neben der Bekämpfung von Armut oder Hunger vor allem für das Thema Bildung: Weniger Nachwuchs erhöhe die Aufmerksamkeit pro Kind, sagte Wilmoth. Kehrseite niedrigerer Geburtenraten sei es jedoch, dass die Bevölkerung insgesamt älter werde und ein größerer Anteil in ein Alter komme, in dem er auf Hilfe angewiesen sei. Insbesondere, weil auch die Lebenserwartung zunehmen wird: Nach UN-Schätzungen von 72,8 im Jahr 2019 auf 77,2 in 2050.

Besonderes Augenmerk bei der globalen Entwicklung dürfte auf den bevölkerungsreichsten Regionen der Welt liegen:

. China: Das (noch) bevölkerungsreichste Land der Welt steht vor gewaltigen Herausforderungen. Allein im vergangenen Jahr wurden in der Volksrepublik zwar über zehn Millionen Babys geboren. Die Zahl klingt gewaltig, ist aber zu niedrig, um die Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen langfristig stabil zu halten. China altert rasant, da sich die Auswirkungen der über Jahrzehnte verfolgten „Ein-Kind-Politik“ immer bemerkbarer machen. Laut Vorhersagen dürfte das Milliardenvolk in einigen Jahren anfangen zu schrumpfen – wahrscheinlich noch früher, als lange angenommen wurde.

. Indien: Das Land in Südasien ist offiziell das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt, mehr als 1,3 Milliarden Menschen leben dort – rund ein Sechstel der Menschheit. Und noch dürfte die relativ junge indische Bevölkerung weiter wachsen und China laut neuem UN-Bericht 2023 überholen. Aber auch in Indien geht die Geburtenrate zurück: Seit einiger Zeit haben Inderinnen nach offiziellen Zahlen im Schnitt nur noch zwei Kinder. Noch in den 60er-Jahren gebar eine Frau in Indien im Schnitt rund sechs Kinder.

. Der Afrikanische Kontinent: Kein Erdteil wird auf absehbare Zeit so wachsen wie das in weiten Teilen unterentwickelte Afrika. Rund 1,4 Milliarden Menschen leben nach Angaben der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung derzeit auf dem Kontinent. Und es werden immer mehr: Bis 2050 wird sich die Bevölkerung auf rund 2,5 Milliarden erhöhen.

. Der Ausblick: In der Zwischenzeit werden immer mehr einkommensstarke Länder – wie heute bereits Japan – in eine negative Bevölkerungsentwicklung abrutschen. Für eine stabile Wachstumsrate wären Länder wie Deutschland auf Migration angewiesen. Die UN raten im Bericht: „Alle Länder, unabhängig davon, ob sie einen Nettozustrom oder -abzug von Migranten verzeichnen, sollten Schritte unternehmen, um eine geordnete, sichere, reguläre und verantwortungsvolle Migration zu erleichtern.“

Die Vereinten Nationen blicken in ihrem Ausblick bis ins Jahr 2100 – nach derzeitiger Prognose ein besonderer Wendepunkt in der Weltgeschichte: Die Gesamtbevölkerung soll dann schrumpfen. Wilmoth zufolge sind die Informationen über eine Entwicklung in 80 Jahren jedoch mit Vorsicht zu genießen.

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