Bangkok – Wo und wie König Maha Vajiralongkorn seinen runden Geburtstag feiert, das weiß in Thailand fast niemand. Wer sich auf den Straßen Bangkoks umhört, erntet Schulterzucken. In der Heimat ist der Monarch selten zu sehen. Die meiste Zeit verbringt er wohl in Bayern, in seiner Villa am Starnberger See, aber auch von dort dringt kaum noch etwas über ihn und sein Leben an die Öffentlichkeit. Bekannt ist: Mit einem geschätzten Vermögen von über 29 Milliarden Euro gilt Rama X., so sein offizieller Name, als reichster Royal der Welt. Heute wird er 70 Jahre alt.
Der Geburtstag des Königs ist in Thailand immer ein öffentlicher Feiertag. In diesem Jahr dürfen sich die Bürger sogar auf ein langes Brücken-Wochenende freuen. Maha Vajiralongkorn wurde als das zweitälteste Kind und einziger Sohn von Bhumibol Adulyadej und Königin Sirikit geboren. Als sein Vater 2016 starb, musste der damals 64-Jährige in riesige Fußstapfen treten. König Bhumibol galt in den sieben Jahrzehnten seiner Regentschaft als volksnah und pflichtbewusst. Von den Untertanen wurde er fast wie ein Gott verehrt.
Der Kronprinz hingegen hatte eher als Lebemann von sich reden gemacht, der zum Zeitpunkt seiner Krönung bereits drei gescheiterte Ehen hinter sich hatte. Seine Mutter, die im August 90. Geburtstag feiert, sagte einmal über ihn: „Mein Sohn hat etwas von einem Don Juan. Frauen finden ihn interessant, und er findet Frauen noch interessanter.“ Aus seinen Ehen gingen fünf Söhne und zwei Töchter hervor. Sein Sohn und Thronerbe, der 2005 geborene Prinz Dipangkorn, geht – soviel man weiß – in Deutschland auf eine Privatschule. Mit Königin Suthida (44), ehemals Stewardess, nach einigen Beförderungen nun Generalleutnant, ist er seit drei Jahren verheiratet. Die beiden gaben sich nur wenige Tage vor der offiziellen Krönung im Mai 2019 das Jawort. Als sich Maha Vajiralongkorn Bodin Dradebaya Warangkun (was in etwa so viel heißt wie: „Der König der Blitze, Abkömmling von allmächtigen Gottheiten“) offiziell die 7,3 Kilogramm schwere „Goldene Krone des Sieges“ aufsetzte, war er schon zweieinhalb Jahre Monarch. Seit Beginn der Chakri-Dynastie 1782 haben erst neun Könige die Krone getragen. Das Protokoll ist eisern, in Deutschland lebt es sich leichter.
Aber auch wenn der Regent meist außer Landes weilt, so ist er doch in der Heimat omnipräsent: Allerorts prangen überlebensgroße Porträts, nicht nur in staatlichen Behörden, sondern auch auf Schulhöfen, in der Bahn, vor den riesigen Shopping-Malls und sogar von vielen Hochhäusern blickt er herab.
Wie die Offiziellen ihren König gerne sähen, erfährt man im Kino. Vor jedem Film wird ein Zusammenschnitt mit Szenen aus seinem Leben gezeigt, vor allem aber von seiner Krönung. Dazu wird die feierliche Königshymne gespielt. Jeder soll aufstehen. In jüngster Zeit befolgen aber längst nicht mehr alle die Vorgabe. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Demonstrationen, bei denen die Änderung eines strengen Gesetzes gegen Majestätsbeleidigung gefordert wurde. Auf Kritik am König, an der Königin und anderen Mitgliedern des Hofes stehen drakonische Strafen von bis zu 15 Jahren Haft. Das Thema war in dem südostasiatischen Land lange ein Tabu. Das Königshaus hat in Thailand aber auch weiterhin viele Anhänger.
Thailands Könige haben seit der Abschaffung der absoluten Monarchie 1932 auf dem Papier eigentlich keine politische Macht mehr. Trotzdem spielt das Königshaus eine hochpolitische Rolle: Ohne dessen Gunst kann in Bangkok keine Regierung überleben – auch die Militärs nicht, die seit 2014 wieder an der Macht sind.
CAROLA FRENTZEN