Der unerfüllte Traum vom gesunden Schlaf

von Redaktion

Laut einer aktuellen Umfrage leidet ein Drittel der Deutschen unter gestörter Nachtruhe

Berlin – Das Scrollen auf dem Handy oder flimmernde Fernseher halten viele länger wach, als sie es eigentlich wollen, Wecker reißen Millionen aus dem Tiefschlaf, Straßenbeleuchtung macht viele Zimmer zu hell: Der gute Schlaf – er hat es heutzutage schwer. Der Traum von erholsamer Nachtruhe beschäftigt täglich viele Menschen. Eine aktuelle repräsentative YouGov-Umfrage zeigt, wann die Deutschen ins Bett gehen oder auch wie gut oder schlecht sie aus eigener Sicht schlafen.

„Wer schläft, sündigt nicht – wer vorher sündigt, schläft besser“, soll Casanova gesagt haben. Unsere Sprache ist voll von Redewendungen und Schlafweisheiten wie etwa „Schlaf ist die beste Medizin“. Historikerinnen betonen, dass Schlaf eine Körperfunktion mit Geschichte sei. Der Schlaf-wach-Wechsel hängt eben nicht nur von körpereigenen Faktoren ab, sondern auch von äußeren – und der natürliche Hell-dunkel-Rhythmus spielt dabei nur eine geringe Rolle.

„Schlaf ist tief geprägt von der Gesellschaft, in der wir leben“, sagt die Historikerin Hannah Ahlheim („Der Traum vom Schlaf im 20. Jahrhundert“). „Kaum etwas beeinflusst unseren Schlaf so direkt wie unsere Arbeit: Arbeitszeiten bestimmen, wann wir aufstehen und ins Bett gehen.“

Wer Schichtdienst habe, im Krankenhaus, bei der Polizei, als Reinigungskraft oder Taxifahrerin, müsse oft nachts arbeiten und tagsüber schlafen. Das Erste, was ein Baby lerne, sei, so zu schlafen, dass es den Arbeitsalltag nicht störe. „Seit der Industrialisierung müssen wir dabei Schritt halten mit Maschinen, die nie müde werden“, sagt die Geschichtswissenschaftlerin Ahlheim von der Uni Gießen. „Eisenbahnen, Fließbänder, auch Tablets und Handys. Die kleinen Geräte bringen uns heute die Arbeit ans Bett oder sogar ins Bett, gerade in Zeiten des Homeoffice.“ Aber was heißt das nun konkret für unsere Schlafgewohnheiten?

Laut der aktuellen You-Gov-Umfrage geht eine Mehrheit der Erwachsenen in Deutschland (73 Prozent) an Arbeitstagen stets vor Mitternacht ins Bett. Immerhin 21 Prozent gaben an, sogar schon zwischen 18 Uhr und 22 Uhr in den Federn zu liegen. Bemerkenswert: Auch vor und an arbeitsfreien Tagen geht demnach mehr als jeder Zweite vor Mitternacht ins Bett, nämlich 45 Prozent zwischen 22 und 24 Uhr und zehn Prozent zwischen 18 und 22 Uhr.

Die Qualität ihres Schlafs bezeichneten laut Umfrage 40 Prozent der Erwachsenen in Deutschland als schlecht. Zehn Prozent der Befragten sagten, sie schliefen „gar nicht gut“. Immerhin 30 Prozent gaben an „eher nicht gut“ zu ruhen. Auffallend: Männer schlafen offenbar besser als Frauen: 62 Prozent der männlichen Befragten nannten ihren Schlaf „eher gut/sehr gut“, bei den Frauen waren es nur 55 Prozent.

Insgesamt gaben lediglich sieben Prozent der Umfrageteilnehmer an, „nie“ Probleme beim Einschlafen zu haben oder nachts länger wach zu liegen. Bei 24 Prozent der Befragten passiere dies „selten“. Immerhin 33 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, „manchmal“ mit Problemen beim Ein- oder Durchschlafen zu kämpfen. Immerhin ein Drittel leidet unter Schlafproblemen (20 Prozent „häufig“, 14 Prozent „sehr häufig“). Dabei haben – ebenso wie bei der Schlafqualität – auch hier die Frauen deutlich öfter Schwierigkeiten: 40 Prozent der weiblichen Befragten gaben diese zu, bei den Männern waren es nur 28 Prozent.

Die durchschnittliche Schlafzeit gaben 41 Prozent mit sieben bis acht Stunden an, ebenso viele mit fünf bis sechs Stunden. Weniger als vier Stunden im Schnitt schlafen demnach nur neun Prozent der Befragten. Langschläfer mit mehr als acht Stunden sind in Deutschland mit sieben Prozent in der Unterzahl. Dieser Anteil ist bei Frauen und Männern übrigens gleich. GREGOR THOLL

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