Fischsterben gibt Rätsel auf

von Redaktion

Noch kein Hinweis auf Giftstoffe – Unmut über fehlende Information aus Polen

Berlin/Lebus – Anwohner, Fischer und Politiker können bisher nur fassungslos zusehen: Das Fischsterben an der Oder gibt weiter Rätsel auf. Die Untersuchungen des Oderwassers auf giftige Substanzen nach dem Massenfischsterben sind noch nicht abgeschlossen. „Es kann noch mehrere Tage dauern, bis wir alle Stoffe, die wir für möglich halten, dann auch durchgecheckt haben“, sagte Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) am Montagmorgen. Hinweise aus Polen, dass der hochgiftige Stoff Mesitylen in die Oder gelangt sei, hätten sich für Brandenburg nicht bestätigt, sagte Vogel. Mittlerweile sind auch die Menschen an der Ostsee in Sorge, dass die Giftwelle zu ihnen schwappen könnte. Dem Umweltministerium in Mecklenburg-Vorpommern zufolge sind bisher aber keine Fischkadaver im deutschen Teil des Stettiner Haffs entdeckt worden. Ölsperren sollen dort eine größere Ausbreitung von möglichen Fischkadavern verhindern.

Bei Laboruntersuchungen von verendeten Fischen aus dem Fluss sind nach Angaben von Polens Regierung bislang keine toxischen Substanzen entdeckt worden. Die Fische seien auf Quecksilber und andere Schwermetalle untersucht worden, sagte Polens Umweltministerin Anna Moskwa am Sonntagabend in Stettin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne).

Anschließend würden die Proben der Fische auf weitere 300 schädliche Stoffe untersucht, darunter auch auf Pestizide. Zudem sollen Fischleichen seziert und das Verhalten der Fische kurz vor ihrem Verenden untersucht werden. Festgestellt worden sei bisher ein erhöhter Sauerstoffgehalt in dem Fluss.

Deutschland und Polen wollen das Fischsterben in der Oder nach den Versäumnissen der vergangenen Tage gemeinsam aufklären. Lemke sagte, man habe bei dem Treffen lösungsorientiert diskutiert und „gute und gemeinsame Schritte“ vereinbart. Dazu zählen insbesondere Verbesserungen bei den Informationsketten. Hier habe es in den vergangenen Tagen Versäumnisse gegeben. Die deutsche Seite sei zunächst durch Angler über das Fischsterben informiert worden. Lemke hatte zuvor NDR Info gesagt, die Regierung des Nachbarstaats habe eingeräumt, dass Informationen zu der Umweltkatastrophe auch innerhalb Polens nicht weitergegeben worden seien: „Uns haben diese Informationen noch viel später erreicht.“

Ziel sei nun die Schadensminimierung, die Information und der Schutz der Bevölkerung sowie die Identifizierung des Verursachers. „Es ist klar, dass wir uns einer wirklich schlimmen Umweltkatastrophe gegenübersehen“, sagte die Ministerin. Der BUND-Gewässerexperte Sascha Maier schätzt die Menge der in den vergangenen Tagen verendeten Fische in der Oder auf bis zu 100 Tonnen.

Das Fischsterben in der Oder beunruhigt seit Tagen die Menschen, die in Polen und Deutschland an dem Grenzfluss leben. Polnische Behörden hatten nach Regierungsangaben bereits Ende Juli erste Hinweise darauf bekommen, dass in dem Fluss massenweise verendete Fische treiben.

Zur Aufklärung setzte Polen eine Belohnung von mehr als 200 000 Euro aus, da auch für möglich gehalten wird, dass chemische Abfälle in die Oder gekippt wurden.

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