Washington – Heute um 14.33 Uhr deutscher Zeit soll das Weltraumprogramm Artemis I starten. Es ist der erste Schritt der US-Raumfahrtbehörde (Nasa) für eine Rückkehr zum Mond. Läuft alles glatt, starten die neueste Trägerraketengeneration Space Launch System (SLS) und die unbemannte Raumkapsel „Orion“ für einen etwa sechswöchigen Testflug in den Weltraum. Dieser soll ein Probelauf für die nächste Mondlandung werden – die erste seit dem Apollo-Programm 1972.
Welche Etappen hat das Artemis-Programm?
Das nach der griechischen Göttin des Mondes benannte Programm ist extrem komplex: US-Astronauten sollen zurück zum Mond. Auch ein Rover soll mit, und zudem sollen auf dem Mond und in dessen Umlaufbahn Außenposten der Menschheit entstehen. Auf dem Mond sollen unter anderem Möglichkeiten zur Herstellung von Sonnen- und Nuklearenergie ausgelotet werden. Später soll sogar der Mars als Ziel von Astronauten anvisiert werden – mit dem Mond-Außenposten „Gateway“ als Basiscamp. Nun steht nach jahrelangen Bodentests aber zunächst der erste Testflug an: Nach dem heutigen Start soll Artemis 1 den Mond umkreisen und rund 40 Tage später wieder im Pazifik landen.
Warum sollen überhaupt wieder Menschen zum Mond fliegen?
Eigentlich war der Mars das Ziel der Nasa gewesen – aber der frühere US-Präsident Trump hatte den Fokus wieder auf den Mond gelegt, auch, so sagen Beobachter, weil Trump sich US-Astronauten auf dem Mond noch während seiner Präsidentschaft gewünscht hatte, um das als seinen Erfolg feiern zu können. Trump wurde dann allerdings schon 2020 abgewählt. Der Mond blieb Ziel – mit dem Mars als Fernziel.
Was erwartet sich die Nasa von der Mission?
„Wir fliegen zurück zum Mond für wissenschaftliche Entdeckungen, wirtschaftlichen Nutzen und zur Inspiration einer neuen Generation von Entdeckern“, heißt es von der Nasa. „Wir behalten die amerikanische Vorherrschaft in der Erkundung, aber bauen gleichzeitig eine globale Allianz und erkunden den tiefen Weltraum zum Nutzen aller.“ Eine Art Mond-Wirtschaftssektor mit vielen Jobs soll entstehen. Von der Erforschung des Mondes erhoffen sich die Nasa-Wissenschaftler zudem nicht nur neue Informationen über den Erdtrabanten selbst, sondern auch über die Erde und das gesamte Sonnensystem.
Wie sieht denn der Zeitplan konkret aus?
Die erste bemannte Landung ist frühestens 2025 geplant. 13 mögliche Landepositionen auf dem Mond hat die Nasa dafür jüngst ausgemacht.
Was kostet das alles?
Mehr als 30 Milliarden Dollar sind veranschlagt. Neben der Nasa und der Europäischen Raumfahrtagentur Esa sind auch noch die Raumfahrtagenturen mehrerer anderer Länder beteiligt.
Welche Ausrüstung soll verwendet werden?
Hauptsächlich die Schwerlastrakete „Space Launch System“ und die Kapsel „Orion“. Es handele sich um die „stärkste Rakete, die je gebaut worden ist“ und die derzeit „einzige Rakete, die mit Crew zum Mond fliegen kann“, sagte Nasa-Chef Nelson kürzlich bei einer Pressekonferenz. Die Esa lieferte unter anderem mit dem europäischen Servicemodul eine wichtige Komponente des „Orion“-Raumschiffs. Um den Auftrag, ein Mondlandegerät zu bauen, wetteifern derzeit die Raumfahrtfirmen SpaceX von Elon Musk und Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos.
Was ist über die Crew bekannt?
Eine Vorgabe hat sich die Nasa selbst gemacht: Es sollen auf jeden Fall die erste Frau und der erste nicht weiße Mensch darunter sein. Wer das aber genau sein soll und wer darüber hinaus mit an Bord sein könnte, steht noch nicht fest.
Haben auch andere Länder Mond-Pläne?
China arbeitet ebenfalls daran, eigene Astronauten auf den Mond zu bringen. Mehrfach ist die Volksrepublik bereits mit Forschungsrobotern auf der Mondoberfläche gelandet und hat auch erfolgreich Mondgestein auf die Erde zurückgebracht. In den 2030er-Jahren, so heißt es in den Berichten chinesischer Staatsmedien, soll in einem weiteren Schritt eine permanente Station auf dem Erdtrabanten entstehen. Die Forschungsstation könnte demnach gemeinsam mit Russland aufgebaut und betrieben werden. Zudem haben unter anderem Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate den Mond im Visier, wenn auch erst mal ohne konkrete bemannte Pläne.