Magellan erkundete, wo der Pfeffer wächst

von Redaktion

Heute vor 500 Jahren endete seine Expedition um die Welt – Der Kapitän überlebte sie nicht

Sevilla – Was mögen die 21 Männer an Bord der „Victoria“ wohl empfunden haben, als ihr Schiff am 6. September 1522 im spanischen Hafen Sanlucar de Barrameda vor Anker ging? Erleichterung vermutlich. Denn die Crew hatte den denkbar weitesten Weg hinter sich, den ein Mensch auf Erden zurücklegen kann.

Auf den Tag genau heute vor 500 Jahren endete die erste dokumentierte Weltumseglung der Geschichte. Dass es dazu kommen würde, hätte sich wohl keiner der Männer träumen lassen, als sie am 10. August 1519 unter dem Kommando eines gewissen Fernao de Magalhaes aufbrachen. Magellan sollte, so legte es Spaniens König Karl I. fest, „in den Gebieten, die uns gehören und die unsere sind im ozeanischen Meer“, zu neuen Ufern vorstoßen und dabei beispielsweise Gewürzvorkommen entdecken.

Spätestens seit der Amerika-Reise des Kolumbus 1492/93 lieferten sich Spanien und Portugal ein Wettrennen um Territorien, Einfluss und Rohstoffe. Mit Magellans Expedition spekulierte Spaniens Monarch darauf, dank der Umschiffung des amerikanischen Kontinents gleichsam durch die Hintertür einen Zugriff auf den Fernen Osten zu bekommen, den die Portugiesen über den Seeweg um Afrika herum ins Visier genommen hatten. Mit fünf Schiffen und mehr als 230 Mann macht sich die Armada auf den Weg. An Bord: 500 Fässer und Schläuche Wein, sieben Kühe und 250 Zöpfe Knoblauch sowie weiterer Proviant für zwei Jahre, dazu tausende Angelhaken, aber auch Rattenfallen und zwölf Urinale, Messbücher und Altartücher. Dass Magellan keinen „Sonntagsausflug“ plante, zeigt auch ein Blick auf die mitgeführten Waffen. Dazu gehörten etwa Armbrüste, Handbüchsen und 50 Zentner Schießpulver. So ausgerüstet, nahm die Flotte zunächst Kurs auf Brasilien, fuhr die dortige Küste hinunter und überwinterte dann in Patagonien.

Hier verlor Magellan das erste seiner Schiffe – und beinahe seine Autorität als Kommandant. Ein Teil der entkräfteten Männer wollte umkehren. Der Kapitän griff hart durch. Der Großteil seiner Mannschaft segelte schließlich weiter hart am Wind – und entdeckte jene sturmumtoste Passage, die vom Atlantik zum Pazifik führt und heute Magellans Namen trägt. Fast vier Monate brauchte die von Hunger, Durst und Skorbut gepeinigte Armada, um den Pazifik zu durchqueren und im März 1521 auf den Philippinen zu landen. Auf der Insel Mactan war dann Endstation für Magellan. Er wurde in einem Gefecht getötet, nachdem er gewaltsam versucht hatte, das Eiland unter die Herrschaft der spanischen Krone zu stellen und dessen Bewohner zum Christentum zu bekehren.

Nur der „Victoria“ gelang unter Kapitän Sebastian de Elcano schließlich der Heimweg nach Spanien. Das Ende einer Expedition, die auf ewig mit dem Namen Magellans verbunden bleibt – obwohl der Seefahrer weit vor dem Ende die Segel streichen musste. JOACHIM HEINZ

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