Düsseldorf – „De Prinz kütt“ und einige hundert Schaulustige jubeln, als Harry und seine Frau Meghan bei strahlendem Sonnenschein am Düsseldorfer Rathaus vorfahren. Mit rund einer Stunde Verspätung sind der 37-Jährige und Herzogin Meghan in der Stadt am Rhein angekommen, um für die „Invictus Games“ zu werben, die im kommenden Jahr in Düsseldorf stattfinden werden. Die paralympischen Wettkämpfe von Kriegsveteranen sind eine Herzensangelegenheit des Enkelsohnes der Queen.
Beide schreiten über den extra ausgelegten roten Teppich zur blauen historischen Rathaustür. Herzogin Meghan zeigt sich in einem legeren Sommer-Outfit. Die 41-Jährige, die sich seit ihrem Abschied aus dem Königshaus öffentlich sehr rar gemacht hat, trägt ein weißes, geripptes und schulterfreies Top und eine beigefarbene weite Hose. Nichts zu spüren ist zumindest in Düsseldorf von der anhaltenden Kritik an Meghan, der der Hang zur Selbstdarstellung und ein eher laxer Umgang mit der Wahrheit vorgeworfen wird. Vielmehr sammelt sie Pluspunkte durch ihr schlicht-raffiniertes Outfit, das einmal mehr ihre Vorliebe für gedeckte Farben zeigt. Ganz im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern der Königsfamilie, die traditionell eher zu knallig bunten Farben greifen – man sagt, damit das Volk sie immer gleich sieht. Harry hat einen klassisch grauen Anzug gewählt und verzichtet auf eine Krawatte.
Im Rathaus startet das offizielle Programm von Herzogin und Herzog: Beide tragen sich ins Goldene Buch der Stadt ein, werden von prominenten Gästen empfangen und Harry hält eine kurze Rede. Der Prinz bedankt sich bei der Stadt Düsseldorf und der Bundeswehr für ihre Bereitschaft zur Ausrichtung der Invictus Games 2023. Er sei ihnen „auf ewig dankbar“ für ihr großes Engagement, bekräftigt Harry. Er könne aus seiner Erfahrung versichern, dass die Begegnung mit den Teilnehmern des paralympischen Sportfestivals außer- ordentlich intensiv sei. „Wir können so viel von ihnen lernen und auch daran wachsen.“ In ihren Geschichten könne man sich häufig aber auch selbst wiedererkennen. Er lade alle deutschen Bürgerinnen und Bürger ein, im kommenden Jahr an den Wettkämpfen für Kriegsveteranen teilzuhaben.
Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, ist unter den Gästen des Empfangs und freut sich sehr über den Besuch des Paares. Die FDP-Politikerin: „Ich bin nicht aufgeregt, ich bin erfreut, weil der Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages unter unserer Federführung erreicht hat, dass die Invictus Games nach Deutschland kommen.“ Das sei ein langer Prozess gewesen. Und es sei eine große Freude, dass ihre Heimatstadt Düsseldorf die Wettkämpfe im kommenden Jahr ausrichten könne. „Dass Prinz Harry Schirmherr ist, ist für die Soldatinnen und Soldaten superwichtig. Dass er jetzt kommt, ist natürlich erfreulich“, ergänzt Strack-Zimmermann.
Im Anschluss an den Empfang nehmen sich die beiden noch Zeit für die wartenden Fans, sprechen mit den Menschen, schütteln Hände und geben auch Autogramme. Nicht ganz so erfreut über den Besuch ist offenbar ein kleiner Hund: Er kläfft die beiden an. Harry fragt, ob der Vierbeiner denn freundlich sei – und geht erst dann weiter. Im weiteren Verlauf der Stippvisite schippert das royale Paar noch über den Rhein und nimmt an einer Pressekonferenz teil – Fragen dürfen dort aber wohl nicht gestellt werden.
Der Grund für seinen Einsatz für Kriegsversehrte liegt in Harrys eigener Biografie: Er war als junger Mann selbst im Krisengebiet in Afghanistan eingesetzt. Als die britische Presse von dem Einsatz erfuhr und entsprechend berichtete, wurde er aus Sicherheitsgründen abgezogen. In der Maschine, mit der er nach England zurückflog, befand sich auch ein Soldat, der bei einer Patrouille durch einen Bombenangriff einen Arm und ein Bein verloren hatte. Diese und andere Begegnungen sollen entscheidend dazu beigetragen haben, dass Harry die Invictus Games mit initiierte.
Die ersten Spiele wurden im Jahr 2014 in London abgehalten. Es folgten 2016 Orlando, 2017 Toronto, 2018 Sydney und dieses Jahr Den Haag. Im kommenden Jahr nun wird mit Düsseldorf erstmals eine deutsche Stadt die Wettkämpfe austragen. Dabei hat das Thema durch den Krieg in der Ukraine eine bedrückende Aktualität gewonnen.