Hannover/München – Nach einer Wurfattacke auf die Synagoge der Jüdischen Gemeinde Hannover während eines Gottesdienstes zum höchsten Feiertag Jom Kippur haben sich Vertreter aus Judentum, Kirchen und Politik bestürzt geäußert.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte am Donnerstag, die Jüdische Gemeinde in ganz Deutschland sei schockiert über den mutmaßlichen Anschlag. „Er ist ein weiteres Zeichen für den wieder erstarkten Judenhass in Deutschland in den letzten Monaten und Jahren und damit nicht zusammenhangslos. Ich verurteile ihn aufs Schärfste.“
Unbekannte hatten am Mittwochabend gegen 19 Uhr mit einem Stein oder einem anderen harten Gegenstand ein Bleiglasfenster der Synagoge eingeworfen. Dort hielten sich zu diesem Zeitpunkt etwa 150 bis 200 Menschen auf, um den Abschluss des Versöhnungsfestes Jom Kippur zu feiern. Verletzt wurde niemand. Die Polizei nahm sofort die Ermittlungen auf. Niedersachsens Justizministerin Barbara Havliza (CDU) sagte, sie sei erschüttert. „Es geht hier nicht nur um ein kaputtes Fenster. Es geht hier um einen Eingriff in den sensibelsten Kern der Religionsausübung.“ Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland erklärte in München, es sei „schockierend und traurig zugleich, wie trotz Sicherheitsvorkehrungen immer unverhohlener und hemmungsloser jüdisches Leben mitten in Deutschland angegriffen wird“. Die Attacke reihe sich in einen besorgniserregenden Trend ein. Es braue sich ein antisemitischer und antiisraelischer Cocktail zusammen, „gegen den jeder in diesem Land mit Herz und Verstand ankämpfen muss, damit jüdisches Leben und die Religionsfreiheit auch weiterhin eine Zukunft haben“.
Bei der Attacke in Hannover hatten die Betenden am Mittwochabend in der Synagoge einen Schlag an einem Fenster an der Frauenempore gehört. Etwa in Kopfhöhe sei ein Gegenstand eingeschlagen, sagte der Vorsitzende der Gemeinde und des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, Michael Fürst. Im Bleiglas klaffe ein Loch in der Größe eines DIN A4-Blattes. Der Gegenstand konnte nicht gefunden werden. Vermutlich sei er zurück ins Freie geprallt.