Hamburg – Am Anfang war sie ein kleines Mädchen mit Zöpfen, das für das Klima die Schule schwänzte. Mittlerweile ist sie erwachsener geworden – ihre Ziele sind aber immer noch die gleichen. Klimaaktivistin Greta Thunberg hat sich in einem ausführlichen Interview mit dem „Stern“ so persönlich und offen gezeigt wie noch nie. „Manchmal kommt es mir selbst komisch vor, weil ich ja weiß, dass die Klimakrise viele Menschen depressiv macht. Ich aber bin so glücklich wie niemals zuvor. Vielleicht, weil ich einen Sinn spüre (…)“, so die Schwedin. Zudem sprach die mittlerweile 19-Jährige über ihr aktuelles Leben in einer 3er-WG in Stockholm, wo sie auf dem Sofa schläft: „Ich weiß auch nicht, was mit mir passiert ist. Ich bin von jemandem, der nie spricht, zu jemandem geworden, der kaum noch die Klappe hält. Irgendwie will ich mittlerweile ständig Menschen um mich herum haben. Ansonsten puzzle ich, sticke und rede viel Unsinn. Wenn ich unterwegs bin, was sehr oft der Fall ist, mache ich Couch-Surfing – schlafe bei Freunden von Freunden.“
Trotz ihrer Rolle als Anführerin der Klimabewegung, sagte Thunberg, wisse sie manchmal nicht, wie sie Entscheidungen treffen solle. „Ich sitze einfach da und denke nach. Manchmal werfe ich auch eine Münze oder frage Leute ohne Kontext: ja oder nein? Es fällt mir sehr schwer, Entscheidungen zu treffen. Das Spannende aber ist: Je größer die Entscheidungen, umso einfacher ist es. Was mir mehr Probleme macht, sind die kleinen Entscheidungen. Zum Beispiel, welche Socken ich morgens anziehen soll.“
Auf politischer Seite forderte Thunberg, Klimasünder zur Verantwortung zu ziehen. Auf die Frage, ob es ein internationales Klimagericht geben müsse, antwortete Thunberg: „Wir müssen uns klarmachen, (…) dass die wahre Verantwortung bei den Mächtigen liegt. Aus meiner Sicht müssen sie für das, was sie angerichtet haben, bezahlen.“
Aktuell arbeitet die 19-Jährige an einem „Klima-Buch“. Es besteht aus Gastbeiträgen und dramatischen Warnappellen bekannter Wissenschaftler, Aktivisten und Journalisten. Neben berühmten Namen wie der Klimaforscherin Friederike Otto, der Kapitalismuskritikerin Naomi Klein oder dem Klimatologen Michael E. Mann kommen die wichtigsten Stimmen der Klimaforschung zu Wort.